Hast Du eine Idee, wie erfüllend es sein kann, Hutmacherin zu sein? Mir war das nicht klar. Bis ich während meines Südfrankreich-Urlaubs in Bormes-les-Mimosas Nathalie Papet in ihrem Atelier besucht habe.
In der kleinen, hübschen Fußgängerzone finde ich sie.
Ganz unscheinbar, eine halbe Treppe aufwärts, findet sich hinter einem Bougainvillea-Vorhang das kleine Atelier von Nathalie Papet, genannt „Les Bibis du Midi“.
Als ich den Balkon unter dem Blätterdach betrete, ist Madame Papet gerade im Gespräch mit zwei Ehepaaren, die offenbar interessiert sind, bei ihr einen Hut zu kaufen. Voller Begeisterung erläutert sie ihnen, wie es bei ihr mit dem Hutkauf funktioniert. Ich bin das erste mal überrascht: So viel Energie steckt in dieser kleinen, zarten Frau!
Madame Papet schliesst hinter den Kunden ab, als diese fertig sind, und nimmt mich mit in ihr Atelier. Wir klären kurz, welche Sprache wir miteinander sprechen. Madama Papet spricht kein Deutsch und kein Englisch, also muss es auf Französisch gehen. Sie verspricht, langsam zu reden und dann erfahre ich, welcher Zauber für sie hinter der Fertigung von Hüten steckt. Es eröffnet sich mir eine neue Welt.
Analyse des Menschen für seinen persönlichen Hut
Madame Papet nimmt sich reichlich Zeit für ihre Kunden. Sie möchte von ihnen wissen, für welchen Anlass er oder sie die Kopfbedeckung tragen möchte und zu welcher Kleidung.
Aber nicht nur das. Sie erforscht wie eine Psychologin die Persönlichkeit der Kundin und achtet auf ihren Habitus, um die perfekte Kopfbedeckung anfertigen zu können. Das ist ein sehr intimer Moment und so reifen ihre Ideen. Wie spannend doch so ein Hutkauf sein kann!
Natürlich achtet sie auch auf das Äußere des Kunden. Die Statur ist wichtig. Nicht jede Hutform passt zu jedem. Große Menschen vertragen große Hüte, kleine Menschen brauchen Formen, die ihren Körper nicht stauchen, sondern strecken.
Bei der Farbe achtet sie auf die individuelle Hautfarbe, welcher Ton lässt die Person strahlen? Und auch die natürliche Farbe der Lippen spielt eine Rolle. Was für eine beeindruckende Kunst!
Der Zauber Hüte zu fertigen
Madame Papet erklärt mir, dass sie jeden Hut nur einmal fertigt. So erhält sie ihre Kreativität am Leben. Sie hat unglaubliche Freude daran, eine Idee umzusetzen und aus dem Bild in ihrem Kopf einen Hut zu fertigen. Eine Kopie zu fertigen, langweilt sie.
Nathalie Papet reist viel und sucht Inspirationen. Ob in Nordafrika oder Asien, von überall bringt sie Ideen für weitere Hutkreationen mit. Sobald sie zurück in Bormes ist, beginnt sie mit der Umsetzung.
Was ihr gar nicht gefällt, ist, für einen anonymen Menschen zu fertigen. Lieber hat sie die Person vor Augen, für die sie den Hut oder die Kopfbedeckung anfertigt. Sie braucht einfach den realen Anblick und den Charakter des Menschen, für den sie Hüte fertigt.
Ich bekomme eine ganz neue Idee davon, wie faszinierend es sein muss, die Ausstrahlung eines Menschen mit einem Hut zu „krönen“.
Dabei hat Madame Papet große Erwartungen. Sie möchte, dass die Augen des Kunden leuchten, sobald er den richtigen Hut gefunden hat. Sie möchte, dass ihre Kopfbedeckungen glücklich machen. Der Kunde soll damit von innen strahlen. Zufrieden ist sie dann, wenn die Kunden Komplimente für ihr gutes Aussehen bekommen.
Überhaupt haben viele offenbar das Talent und die Kunst von Nathalie Papet entdeckt. Sie fertigt auch für Modeschauen von Dior und Kenzo. Und hier, im kleinen und beschaulichen Bormes-les-Mimosas steht sie wie ein eigenes kleines Kunstwerk zwischen ihren ganzen Kreationen.
Ich bin wie so oft vollkommen verzaubert, wenn ich Menschen zuhören darf, die ihrer Berufung folgen.
Vielfalt an Hüten
Das Atelier on Nathalie Papet ist etwas ganz besonderes. Draussen auf dem Balkon gibt es verschiedene Hüte zum Ansehen.
Das Atelier selbst ist aber ein buntes Paradies an Kopfbedeckungen verschiedenster Art. Es gibt zum Beispiel die klassischen Panamahüte. Diese sind ganz unterschiedlich gefertigt. Es gibt verschiedene Bänderfarben, aber auch unterschiedliche Materialien, aus denen sie gefertigt werden. Das Material macht das Gewicht, die Dichtigkeit und den Preis aus.
Ich selbst bin gar keine Hutträgerin, weil ich immer glaube, dass mir Hüte nicht stehen. Madame Papet erklärt mir, dass das nicht stimmt. Es benötigt nur jeder einen Hut, der zu ihm passt.
Und zack hab ich den ersten Hut auf dem Kopf. Ich komme mir ziemlich fremd vor. Hinzu kommt, ich habe legere Urlaubskleidung an, meine Frisur ist nach einer flotten Dusche morgens nicht wirklich vorhanden und mir ist von meiner Tour durch das Dorf schon ziemlich warm geworden.
Aber ich finde es nicht schlecht und kann mir gut vorstellen, demnächst mit einem Hut auf Reisen zu gehen.
Dann sehe ich auch etwas, was bei uns wohl Fascinator heißt. Diese kleinen filigranen Gebilde, die man als Kopfschmuck trägt, sind eher Kunst als alles andere. Aus feinem Netz fertigt sie sie, kombiniert mit feinen Federn, Perlen oder anderen Materialien. Wunderschön sehen sie aus.
Sie setzt mir selber einen auf und prompt sehe ich aus, als wollte ich zu einer exklusiven Feier. Madame Papet hat wirklich ein Auge für den Menschen. Die Federn im Kopfschmuck passen wunderbar zu meiner Haarfarbe. Wie schön!
Aber ich verstehe, was sie meint: Die Kopfbedeckungen, die sie mir aufsetzt, können meine Person wirklich unterstreichen. Mit etwas eleganterer Kleidung dazu würde ich mich auf einer Feier wirklich blendend fühlen.
Ich bin beeindruckt und bekomme eine Idee davon, was es für einen Menschen bedeuten kann, einen schönen Hut zu tragen.
Nathalie Papet – Glücklich in ihem Beruf
Wie ich ihr so zuhöre, mit welcher Begeisterung Nathalie Papet über ihren Job redet, über die Kreativität, die sie hier auslebt und über das Glück, Menschen glücklich machen zu können, freue ich mich sehr für sie. Es ist ein wahres Glück, so seinem Talent folgen zu können.
Während sie erzählt, merkt man ihr ihre Begeisterung einfach an. Sie schwärmt in den höchsten Tönen davon, welch große Freude es ihr macht, wenn der Kunde oder die Kundin glücklich ihr Atelier verlassen. Dabei verströmt sie eine unglaublich positive Energie und Freundlichkeit. Das mit dem langsam Reden hat übrigens nicht funktioniert, viel zu begeistert berichtet sie über ihre Arbeit. Egal, ich habe auch so verstanden, was sie an ihrem Beruf fasziniert.
Dabei sah es erst gar nicht so aus, dass Nathalie Papet irgendwann Menschen mit Hüten glücklich machen würde.
Zuerst hat Nathalie Papet zeitgenössischen Tanz studiert. Unter anderem lernte sie an der Folkwang-Hochschule der Künste in Essen bei der großartigen Pina Bausch, der Gründerin des Wuppertaler Tanztheaters. Dann hat sie sich den bildenden Künsten zugewendet. Und heute lebt sie ihr Talent im Fertigen von Hüten und Kopfbedeckungen aus.
Und Nathalie Papet ist wirklich die verkörperte Hut- und Menschenliebe. Dieses kleine Energiebündel, das selbst mich dafür öffnen konnte, doch mal über einen Hut nachzudenken. Ein bißchen beneide ich sie wirklich! Dass sie an diesem wunderbaren Ort ihrem Talent nachgehen kann. Aber letztlich sind wir ja alle selbst für uns verantwortlich. 🙂
Wie gesagt, ich denke mal über einen Hut nach. Und wenn ich einen kaufe, dann definitiv bei Madame Papet. In Verbindung mit einer Reise nach Bormes-les-Mimosas!
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Wenn Du mehr über den hübschen Ort Bormes-les-Mimosas erfahren möchtest, dann klicke mal hier weiter.
Offenlegung
Auf meiner Reise haben mich Atout France, die Französische Tourismuszentrale für Deutschland und der Tourismusverband Var, dem Department, in dem Bormes-les-Mimosas liegt, unterstützt.
Aber wie immer gilt: Meine Meinung ist und bleibt unabhängig.
[…] Eine von ihnen ist Nathalie Papet. Sie ist Hutmacherin und entwirft hochwertige, wunderschöne Hüte. Ich habe sie besucht und Madame Papet hat mich nachhaltig beeindruckt mit ihrer Energie und ihrer Liebe zu ihrer Arbeit. Wenn Du mehr über diese quirlige Frau erfahren willst, dann schau mal hier rein. […]
Ach wie wundervoll.. ich bin ja großer Hut und überhaupt Kopfschmuck Fan. Einzig die Gelegenheit fehlt hier ja meist. Oder zumindest meint man das.
Ich muss dir mal bei Gelegenheit erzählen, wie ich als Kind in einer Hutfabrik gespielt habe 🙂
Jedenfalls hättest du mich so schnell aus diesem wundervoll Atelier nicht heraus bekommen ….
Ach echt? Das wußte ich gar nicht, dass Du ein Hut-Fan bist! Auf die Geschichte mit der Hutfabrik bin ich gespannt. 🙂