Nachdem wir die erste und zweite Etappe des Ruhrtalradweges schon hinter uns haben, geht es weiter. Die heutige Strecke führt uns auf 63 Kilometern von Arnsberg nach Schwerte. Wir werden also deutlich mehr zu radeln haben als die letzten Tage, hoffen aber darauf, dass die Strecke jetzt langsam flacher wird.
Start der dritten Etappe auf dem Ruhrtalradweg
Nachdem wir uns im Landgasthof Hoffmann verabschiedet haben, radeln wir vom Hügel runter und sind direkt wieder an der Ruhr. Wir halten auf einer Fußgängerbrücke und machen ein paar Fotos. Angenehm kühl ist es jetzt noch.
Nachdem ich die Kamera gerade wieder eingesteckt habe, sehen wir plötzlich am Ende der Brücke ein kleines Tier. Ein Eichhörnchen? Oder ein Wiesel? Eigentlich sieht es aus wie ein Streifenhörnchen. Und zwar wie ein junges. Plötzlich kommt ein zweites, dann ein drittes und ein viertes. Wir freuen uns total, dass wir die kleinen Viecher bei ihrem Spiel beobachten dürfen. Bis ich meine Kamera wieder ausgepackt habe, sind die Jungs dann leider verschwunden; ich hätte sie Euch gerne gezeigt. Schade.
Naja. Weiter geht`s! Wir besorgen noch schnell ein bißchen Wegzehrung an einer Tankstelle und spontan gibt es hier ein Eis für uns beide. Quasi im Vorgriff auf die Kalorien, die wir heute noch abstrampeln werden.
Es ist heute nämlich ziemlich heiß. 30 Grad sind angesagt und dazu pralle Sonne. Für Abends hat sich ein Gewitter angekündigt. Also sehen wir zu, dass wir unterwegs nicht zu viel Zeit verlieren, damit wir am Hotel sind, wenn das Gewitter beginnt.
Wir radeln immer an der schönen Ruhr lang. Unterwegs entdecken wir Graureiher im Wasser, die ihr Frühstück jagen, wir sehen Schafe auf der Wiese und spüren die teilweise schon recht warme Luft, die da aus den Wiesen herüber geweht wird.
Heute freuen wir uns besonders über die schattigen Abschnitte, wo kühle Luft aus dem Wald oder vom Wasser uns begleitet.
Wir stellen immer wieder fest: Den Ruhrtalradweg erfahren wir wirklich mit allen Sinnen!
Wir machen eine kurze Pause an der ersten Wildwasserstrecke auf unserem Weg.
Weiter geht es an der Ruhr lang. Wir überfahren die Möhne, die hier in die Ruhr mündet und beobachten ein paar Canadierfahrer, die sich offenbar einen schönen Tag auf der Ruhr machen wollen.
Dass heute Feiertag ist, merken wir schnell; es sind viel mehr Menschen unterwegs. So langsam meldet sich unsere innere Uhr und unsere Mägen verlangen nach einem Mittagessen. Mal sehen, ob wir heute mehr Glück haben als an den vergangenen Tagen.
Wir erzählen uns die ganze Zeit, wie wunderbar es jetzt wäre, ein schönes, kaltes Radler zu trinken. Und während wir uns durstig und hungrig reden, kommt dann bei Wickede endlich das ersehnte Schild! Ein Restaurant ist in Sicht! Und es ist geöffnet. Juchhu!
Mittagspause im Restaurant
Wir lassen uns auf der noch recht übersichtlich besuchten Terrasse nieder, bevor dann plötzlich ein ganzer Schwung Radfahrer auf die Terrasse einfällt. Die junge Bedienung scheint ihren ersten Arbeitstag zu haben und ist ziemlich überfordert. Die Arme!
Aber wir tun uns auch ein bißchen leid. Unser alkoholfreies Radler läßt lange auf sich warten und das Essen dauert eine gefühlte Ewigkeit, weil eine große Gesellschaft im Haus ist. Weiterfahren wollen wir aber auch nicht; unsere hungrigen Mägen und die Aussicht auf ein Mittagessen lässt uns dann doch lieber warten.
Neben uns hat sich eine 12-köpfige Fahrradtruppe eingefunden, die 6 Paare sind wohl ebenfalls auf dem Weg den Ruhrtalradweg lang. Während wir ein wenig platt sind und auf unser Essen warten, lassen wir uns von den Leidensgenossen unterhalten.
Als das Essen endlich kommt, sind wir froh, dass wir geblieben sind. Das Schinkenbrot und die Spargelcremesuppe sind einfach nur köstlich. Da auch das Personal mitbekommen hat, dass da was gar nicht funktioniert hat, bekommen wir noch ein kostenloses Getränk und zusätzlich einen Rabatt auf die Rechnung. Na gut, dann sind wir wieder versöhnt!
Weiter an der Ruhr lang
Mit dem Gewitter im Hinterkopf schwingen wir uns wieder auf`s Rad und sehen zu, dass wir auf dem Ruhrtalradweg voran kommen.
Obwohl der Fahrtwind wirklich angenehm ist, ist uns ganz schön warm. In Fröndenberg kommen wir an einem Kiosk vorbei, der ein Langnese-Schild draussen stehen hat. Und Silke und ich sind uns mal wieder einig: Da müssen wir halten!
Wir freuen uns wie Kinder über ein Calippo und ein Split. Wie sehr man so ein kaltes Eis geniessen kann, wenn die Sonne und das fleissige Trampeln einen vorher so aufgeheizt haben! Das kalte Eis zischt nur so im Mund. Yummy!
Ich hab mich unterwegs immer gefragt, wo genau wir eigentlich das Sauerland verlassen und wo das Ruhrgebiet beginnt. Hier am Kiosk weiß ich es plötzlich.
Ich höre hinter mir: „Mahlzeit. Gimma zwei Krombacher!“. Alles klar, wir sind zurück im Ruhrgebiet!
Die 12-köpfige Reisegruppe aus dem Restaurant trifft dann auch plötzlich ein und fällt über die Eisauswahl her.
Wir quatschen noch kurz und machen uns dann aber auf den Weg, denn so langsam sieht man, dass sich da am Himmel was zusammenbraut.
Mit der Gewitterdrohung zum Ziel
Wir trampeln also fleissig weiter. Irgendwo müssen wir links an einem Campingplatz ab. Und wir sehen: Da kommt jetzt der steilste Aufstieg, den wir die ganze Strecke zu bewältigen hatten. Wir sind ein bißchen entmutigt. Wer denkt sich denn bitte so eine Strecke aus? Wir schieben unsere Räder den endlos langen Berg hoch.
Oben angekommen stehen wir an einer Kreuzung. Hier gibt es keine Radwegschilder, keine Radler, keine Ruhr, keinen Radweg.
Verdammt, wir sind von der Strecke abgekommen! Da haben wir völlig umsonst geschoben und gemotzt. Wie blöd! 🙂
Der Himmel wird immer dunkler. Wir orientieren uns mit der Fahrradkarte und dem Handy und rollen weiter westlich wieder zurück ins Tal und zur Ruhr.
Ab hier sind es noch 8 Kilometer. Die ersten Tropfen fallen schon vom Himmel. Uns tut mittlerweile der Hintern ein wenig weh und wir wollen schnell ins Hotel. Also geben wir Gas. Der Gegenwind ärgert uns, aber wir treten jetzt noch mal ordentlich in die Pedalen, um vor dem Gewitter dort zu sein.
Ankunft im Hotel Reichshof
Wir kommen grad noch im Hotel Reichshof an und haben die Räder dort verstaut, da geht das Gewitter mit einem Hagelschauer los. Puh, Glück gehabt!
Die Inhaberin Frau Max empfängt uns total freundlich. So sind wir doppelt glücklich, unser Ziel erreicht zu haben!
Wir bekommen eine wunderbare Aufmunterung, Tipps für ein gutes Abendessen und vor allem ein prima Zimmer! So gefällt uns das!
Wir sind ziemlich platt nach der langen Tour und dem warmen Wetter. Die Dusche macht uns zum Glück wieder ein wenig flott.
Das Hotel Reichshof in Schwerte
Das Hotel Reichshof ist ein Haus mit langer Geschichte. Bereits 1900 wurde es als „Kaiserhof“ eröffnet und hat seitdem viel erlebt. Mit dem Ende der Monarchie verschwand der ursprüngliche Name und wurde gegen „Reichshof“ ersetzt.
Im zweiten Weltkrieg explodierte eine Mine vor der Fassade, aber all das hat das Haus gut überstanden.
Seitdem sind hier viele Prominente und Künstler abgestiegen. Heute wird der „Reichshof“ in dritter Generation von Jutta Max geleitet.
Man sieht dem Haus seine Geschichte an. Die alten Holztreppen und die Flure haben einen ganz eigenen Charme.
Überall sieht man Exponate, die die Geschichte des Hauses erzählen. Eine schöne Kombination von Alt und Modern.
Abendessen in Schwerte
Wir folgen dem Tipp von Frau Max und begeben uns zum Ristorante Miramare, das nur 5 Minuten Fußweg vom Hotel entfernt liegt. Das passt bei dem noch etwas regnerischen Wetter gut.
Vor Ort treffen wir uns mit einer Bekannten, die in Schwerte lebt. Dank der Energie von Britta haben wir noch einen schönen Abend, obwohl wir vorher so k.o. waren.
Das Restaurant ist eins dieser schlichten, aber typischen italienischen Restaurants, in denen man sich gleich wie Italien fühlt und köstliches Essen bekommt. Perfekt für uns!
Als dann meine Spaghetti Carbonara kommen, bin ich glücklich. Ein super Tipp!
Frühstück im Hotel Reichshof
Den nächsten Tag starten wir mit einem prima Frühstück im Hotel Reichshof. Wir sitzen neben Vitrinen mit historischen Stücken aus einer anderen Zeit; Briefen und Interieur aus vergangenen Zeiten des Hotels.
Dabei lassen wir uns das Frühstück schmecken. Hier wird alles liebevoll zusammengestellt und sofort immer wieder aufgefüllt, wenn etwas vergriffen ist.
Ich habe vor allem Freude an den gut gelaunten Frühstückseiern! Man merkt, dass dieses Haus mit viel Liebe geführt wird.
Nach dem Frühstück plaudern wir noch ein bißchen mit Frau Max über den Ruhrtalradweg und die Eigenarten der Menschen im Ruhrgebiet. Dann packen wir schon wieder unserer Sachen, verabschiedeten uns und machen uns auf den Weg bis Herdecke.
Schwerte bis Herdecke
Das Wetter hat sich durch das gestrige Gewitter ordentlich abgekühlt. Wir haben noch etwa 17 Grad und der Wind bläst uns kühl entgegen. Egal, wir machen uns auf den Weg und sehen erst mal zu, dass wir aus der Schwerter Innenstadt zurück auf den Ruhrtalradweg kommen.
Wir radeln wieder direkt an der Ruhr entlang, die mittlerweile ein anständiger Fluss geworden ist: Tief und breit genug, um beschifft zu werden.
Nicht weit und wir sehen schon die Hohensyburg. Mit dem riesigen Kaiser-Wilhelm-Denkmal ist sie schon von weitem sichtbar.
Noch ein paar mal trampeln und wir sind schon am Hengsteysee. Der ca. 4 Kilometer lange Hengsteysee ist einer von sechs Ruhrstauseen; er wurde 1929 aufgestaut, um durch die langsamere Fliessgeschwindigkeit das Wasser zu reinigen.
Im Hintergrund erkennt man das Koepchenwerk. Es ist eins der ersten beiden Pumpspeicherkaftwerke in Deutschland und wurde 1930 in Betrieb genommen. Der Bau dient der Energiegewinnung: Nachts wird der überschüssige Strom genutzt, um Wasser aus der Ruhr in das 160 Meter höher liegende Speicherbecken zu pumpen. Tagsüber, wenn viel Strom benötigt wird, wird das Wasser wieder abgelassen und erzeugt dadurch Strom.
Eine Ecke weiter entdecken wir plötzlich eine Entenfamilie. Die Küken wuseln durcheinander und lassen sich von uns gar nicht stören. Endlich kann ich mal ein Foto von Tierbabies machen. Hach!
Am Ende des Sees kommen wir zum Stauwerk des Hengsteysees. Wir queren die Brücke und sind in Herdecke, dem Ziel unserer heutigen, kurzen Etappe.
Herdecke ist ein schönes Örtchen mit hübschem Fachwerk, das es lohnt, anzuschauen. Was es dort alles zu entdecken gibt, habe ich vor einiger Zeit hier beschrieben.
Wir beenden hier unseren ersten Teil des Ruhrtalradwegs. Bis hier hin war es schon mal grandios! Die weitere Strecke werden wir im Juli zu Ende fahren. Ich werde berichten!
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Alle Infos zur Strecke des Ruhrtalradweges kannst Du auf der Seite Ruhrtalradweg nachlesen. Dort findest Du auch Tipps zu den zahlreichen Übernachtungsmöglichkeiten, der Gastronomie am Weg und über die Anbindung an andere Radwege. Außerdem gibt es Infos, wie man den Ruhrtalradweg mit Handicap bewältigen kann.
Offenlegung:
Auf meiner Tour wurde ich von Ruhr Tourismus unterstützt und zu den Übernachtungen eingeladen. Vielen Dank dafür an Ruhr Tourismus und an die Hotels! Ein Honorar habe ich nicht erhalten.
Wie immer ist meine Meinung aber unabhängig von einer Einladung.
[…] heutige Tag wird uns bis Schwerte bringen. Was wir da so erlebet haben, kannst Du in meinem nächsten Artikel […]
[…] Blödes! Ich habe so viel Arbeit auf dem Schreibtisch und wollte eigentlich dieses Wochenende den Ruhrtalradweg zu Ende fahren, den ich ja im Sommer wegen eines Infekts abbrechen musste. Das klappte dann nun […]