Mikroabenteuer – besondere Auszeiten im Alltag

Stell dir vor, du könntest kleine Abenteuer erleben, schöne Erinnerungen schaffen – und das ohne dafür viel Geld auszugeben oder große Pläne zu machen. Wie klingt das? Wenn du auch Lust hast, wieder ein bißchen mehr Lebendigkeit in dein Leben zu bringen, sind Mikroabenteuer vielleicht genau das richtige für dich!

Wir haben im Alltag oft so viel zu tun und zu regeln, dass die Freizeit schnell viel zu eng bemessen ist und unsere Energie nicht reicht, um mal was besonderes zu erleben. Wir treffen meist die gleichen Leute, besuchen oft die selben Lokale oder Orte. Und so geht die Zeit immer schneller vorbei und – zack – ist schon wieder ein Monat rum. Und so warten viele von uns auf den nächsten Urlaub, in dem dann endlich mal wieder was spannendes passieren soll.

Allerdings ist es etwas schade, das Leben immer nur auf die sechs Wochen Jahresurlaub zu vertagen. Um mehr Lebendigkeit ins Leben zu bringen, gibt es aber noch eine andere Möglichkeit: Mikroabenteuer zu erleben und uns so selbst ein wenig aus unserem Alltagstrott zu befreien.

Was sind Mikroabenteuer?

„Erfunden“ hat die Idee der englische Abenteurer Alastair Humphreys. In einem Interview beschrieb er sie so:

„Meine Definition eines Mikroabenteuers ist genau was der Name suggeriert. Es handelt sich um ein richtiges Abenteuer, eben nur nicht ein großangelegtes. Ein lokales, kostengünstiges, simples, kurzes Abenteuer. Ich persönlich halte es für wichtig auch eine Nacht draußen zu schlafen, anstatt nur einen Tagestrip in die Natur zu unternehmen, aber das sei jedem selbst überlassen.“

Alastair Humphreys

Diese Definition zeigt schon, dass es wenig Aufwand erfordert, ein Mikroabenteuer zu erleben. Außerdem lässt die Definition ziemlich viel Raum, selbst zu entscheiden, was wir unter Mikroabenteuer verstehen wollen. So können wir den Raum abpassen, wo wir vielleicht ein Stück aus unserer Komfortzone raus kommen, uns aber auch nicht überfordern.

Wofür sind Mikroabenteuer gut?

Mit Mikroabenteuer schaffen wir mit wenig Aufwand die Gelegenheit, neues zu entdecken, uns selbst anders zu erleben und vielleicht unsere eigenen Grenzen ein wenig zu verschieben.

Interessanterweise vergeht die Zeit auch langsamer, wenn wir neue Entdeckungen machen und Dinge erleben, die wir vorher noch nie getan haben. So können sich schon wenige Stunden anfühlen, wie ein ganzer Urlaub. Das kennst du sicher auch, oder?

Mit Mikroabenteuern schaffen wir neue Erinnerungen; die Erlebnisse dabei brennen sich in unseren Kopf ein und wir denken im besten Fall gerne daran zurück. Sie holen uns raus aus dem Alltag, lassen uns voll im Moment sein und das Leben wieder spüren. Was gibt es besseres?

Und selbst, wenn nicht alles so klappt wie erwartet, wenn Pannen passieren, hat man hinterher trotzdem was zu erzählen. Außerdem muss man ja sowieso nicht alles so bierernst nehmen und darf auch gerne mal über sich selbst lachen. Und beim nächsten Mal kann man ja von den gemachten Erfahrungen profitieren.

Wie du ganz easy dein erstes Mikroabenteuer startest

Tatsächlich brauchst du gar nicht viel, um ein Mikroabenteuer zu erleben. Die Umsetzung ist oft gar nicht so aufwändig wie man vielleicht zu Beginn denkt. Klar, du kannst dir erst ein Campingfahrzeug kaufen, dich beim Outdoor-Ausstatter für Hunderte von Euros ausstatten oder erst mal einen Projektplan erstellen. Du kannst aber auch einfach direkt starten und dich in der Realität ausprobieren statt theoretische Pläne zu entwickeln.

Schau doch einfach mal, was du bei dir vor der Tür oder nicht weit davon erleben kannst. Du kannst deine Abenteuer ja auch nach und nach steigern und so deine Komfortzone erweitern.

Wenn fehlende Zeit dein Thema ist, dann reserviere dir ein passendes Zeitfenster in den nächsten Tagen. Denn wenn du jetzt die Lust spürst, ein Mikroabenteuer zu erleben, solltest du möglichst bald starten, bevor der Alltag deine Begeisterung wieder mit all dem Ballast zugeschwemmt hat.

Suche dir ein Zeitfenster zwischen zwei Arbeitstagen: Pack dir eine Tasche und zieh direkt nach dem Job los. Am nächsten Morgen wirst du draussen wach, kochst dir dort vielleicht noch einen Kaffee auf dem mitgebrachten Gaskocher, läufst oder fährst nach hause, springst unter die Dusche und bist ganz regulär wieder pünktlich im Büro.

Alternativ kannst du dir auch einfach einen frühen Wecker stellen und vor der Arbeit in die Natur rausfahren um dort den Sonnenaufgang zu beobachten, bevor du zum Job gehst.
Und bevor du jetzt sagst, das passt bei dir nicht: Die Tage beginnen ja bei uns in Mitteleuropa zu ganz unterschiedlichen Zeiten: Rund um den kürzesten Tag zu Sommerbeginn geht die Sonne hier in Dortmund um 5:12 Uhr auf. Das wäre also dein Termin, wenn du früh zur Arbeit musst. Wenn dir das zu früh ist, kannst du dich auch in den August oder September verlegen, wenn der Tag später startet. Am 20. September geht die Sonne in Dortmund zum Beispiel erst um 7:13 Uhr auf. Es gibt also keine Ausreden. 😉
Natürlich kannst du auch das Wochenende nutzen. Mach es einfach, wie es sich für dich für den Anfang am besten anfühlt.

Und letztlich geht es einfach ums MACHEN: Entscheide dich, jetzt loszugehen. Lass dich nicht von all den hinderlichen Gedanken aufhalten, die unser Erwachsenen-Ich solchen Ideen oft entgegenstellt. Probier dich aus und lerne im realen Moment.

Ideen für Mikroabenteuer

Vielleicht fragst du dich jetzt , was du denn konkret an Mikroabenteuern erleben kannst. Ich hab da folgende Ideen:

  • Eine spannende Wanderung irgendwo, wo du noch nie warst inklusive einem anschliessenden Essen draussen in der Natur. Entweder hast du was fertiges dabei oder du kochst dir vor Ort was auf einem kleinen Campingkocher oder auf einer Feuerstelle. (Offenes Feuer bitte nur dort, wo es sicher ist. Bei Waldbrandgefahr lieber kalte Küche.)
  • Eine nächtliche Vollmondwanderung in der Natur.
  • In der freien Natur übernachten. Gerade in den heißen Nächten im Sommer, wenn die Wohnung so aufgeheizt ist, bietet sich das an. Schnapp dir eine Picknickdecke oder Isomatte und leg dich damit irgendwo draussen auf eine Wiese, wo es nicht verboten ist. Oder Du hängst eine Hängematte auf. Alternativ schläfst du für den Anfang einfach mal auf deinem Balkon oder im Garten. Oder du buchst dich auf dem nächsten Campingplatz ein und schläfst dort im Auto, im Zelt oder in einem Mietobjekt.
  • Am Abend oder frühen Morgen spontan zum Meer oder zu einem See fahren und dort bei Sonnenaufgang frühstücken.
  • Rüber nach Frankreich fahren und leckere landestypische Lebensmittel einkaufen und so gleichzeitig ein bißchen Fernweh stillen.
  • Eine längere Strecke mit dem Fahrrad fahren, für die du sonst immer das Auto oder die Bahn genommen hättest. So wird die Anreise zum Abenteuer.
  • Ein Picknick an einem neuen Ort. (Und dafür braucht es keinen super aufwändig vorbereiteten Picknickkorb. Eine Brotdose und eine Thermoskanne reichen auch.)
  • Geh einfach irgendwohin los ohne vorab das Ziel zu bestimmen. Fahre mit dem ÖPNV in eine andere Stadt und lass dich da ohne Stadtplan und Navi treiben. Oder geh zum Bahnhof, steig in den nächsten Nahverkehrszug ein und fahr bis zur Endstation. Ticket lösen allerdings nicht vergessen. 😉
  • Setz dich einfach mal eine Stunde irgendwo ruhig in den Wald abseits der Wege und schau, was du da alles entdecken kannst und was sich um dich herum bewegt.
  • Schau mal, welche Führungen in deiner Stadt angeboten werden und buche eine zu einem Thema, das dir (noch) fremd ist.
  • Besuche eine Kulturstätte, die dich auf den ersten Blick nicht so interessiert.
  • Fahre in eine Region mit möglichst wenig Lichtverschmutzung oder einen Sternenpark und beobachte dort bei Neumond nachts die Sterne.

Meine eigenen Mikroabenteuer

Ich bin mittlerweile ein echter Fan von Mikroabenteuern. Ich liebe diese kleinen geistigen Erfrischungen im Alltag so.
Oft fahre ich mit Lise im Bulli los zu einem Ort, den ich nicht kenne, wir gehen dort wandern und übernachten dann irgendwo unterwegs im Auto. Am nächsten Tag entdecken wir dann noch eine neue Tour und fahren dann oft total beseelt wieder nach hause. Damit war ich keine 30 Stunden weg von zuhause, aber das ganze fühlt sich an wie ein kleiner Urlaub.
Die neuen Eindrücke, die ich tagsüber sammel und auch die nächtlichen Erlebnisse mit Sternenhimmel, Vollmond o. ä. sind jedes mal wie ein Kurzurlaub und so schaffe ich viele neue Erinnerungen.

Am wertvollsten sind für mich tatsächlich die Sonnenaufgänge. Ich liebe es morgens draussen wachzuwerden und die Sonne dabei zu beobachten, wie sie nach und nach den Tag erhellt. Das sind oft ganz magische Momente für mich.

Manchmal verlege ich auch einzelne klassische „Zuhause-Tätigkeiten“ in den Bulli: Ich übernachte nach einem Besuch spontan am Wald, trinke dann morgens den ersten Kaffee mit Blick in den Sonnenaufgang und fahre dann wieder nach hause. So früh am Wald zu sein ist außerdem ein besonderes Erlebnis, weil man dann die Gelegenheit hat, die Natur und die Tiere zu einer Tageszeit zu erleben, wenn sowohl die nachtaktiven als auch die tagaktiven Tiere unterwegs sind.

Weiterführende Infos zu Mikroabenteuern

Im deutschsprachigen Raum hat Christo Foerster das Thema Mikroabenteuer bekannt gemacht. Bei ihm findest du zahlreiche Inspirationen, wie du draussen cooele Dinge erleben kannst. Empfehlenswert sind z. B.:

Natürlich findest du auch auf der englischsprachigen Website vom Erfinder Alastair Humphreys viele Infos.

Und auf meinem Blog findest du auch noch ähnliche, weiterführende Artikel:

Wenn du Ideen suchst, wie du mit deinem vorhandenen Fahrzeug unterwegs sein kannst und darin übernachten kannst, findest du z. B. hier Inspirationen.

Wie sieht das mit den kleinen Abenteuern bei dir aus? Machst du sowas schon mal? Traust du dich noch nicht? Was könnte dein erstes oder nächstes Mikroabenteuer IN DIESER WOCHE sein?
Und wenn du noch weitere Ideen hast, freu ich mich auch sehr über deinen Kommentar mit weiteren Tipps dazu.

Und jetzt würde ich sagen: Packen wir unsere Tasche und legen wir los!

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