Diese große Sehnsucht nach der Natur, kennst du die auch? Ich hatte vor vielen Jahren eine Lebensphase, in der ich wirklich selten in der Natur war. Und irgendwann habe ich dann bei einem Oberstdorf-Urlaub gemerkt, wie sehr mir das eigentlich fehlt und wie wenig Natur ich in meinem Großstadtleben noch wahrnehme. Ich war so busy mit Job und Alltag, so verhaftet in dieser „künstlichen“ Welt und fühlte mich irgendwie auch ganz schön entfremdet von mir selbst.
Ich habe dann nach und nach zugesehen, dass ich mir meinen Zugang zur Natur zurückhole. Seit 2021 bin ich jeden Tag zwei mal mit meiner Hündin Lise im Wald und ich geniesse das so sehr. Und seit ich 2023 meine Ausbildung zur Naturmentorin begonnen habe, nehme ich da draussen sowieso viel mehr wahr und entdecke täglich Neues. Die Naturgeräusche, die frische Luft, der besondere Duft des Waldes, das Gehen auf dem weichen Boden, an meinem Sitzplatz zu sitzen und nur zu beobachten, was da so los ist, wie sich die Natur im Laufe der Jahreszeiten verändert, etc. Ich merke, wie ich da draussen auch an stressigen Tagen runterkomme.
Außerdem mag ich es so, kleine Wunder in der Natur zu entdecken. Ich habe das Herumstreifen in Wald und Feld schon als Kind geliebt. Auch heute lass ich einfach meine Intuition die Richtung und Geschwindigkeit bestimmen und folge dem, was mich anzieht. Und da gibt es so vieles: Hübsche Moose, Baumpilze, Käfer, Vögel (die man manchmal nur hört und die optisch manchmal kaum auszumachen sind), Figuren im Wald (die sich dann doch meist als Baumstümpfe herausstellen), Spinnennetze, besondere Pflanzen, Pilze im Herbst und noch so viel mehr.
Naturerfahrung über`s Nature Journaling
Einen ganz neuen Zugang zur Natur hat mir dann das Nature Journaling eröffnet. Darauf bin ich durch eine Bekannte gestossen, die Verena Hillgärtner und ihr neues Buch „Nature Journaling“ empfahl (dazu weiter unten mehr).
Wenn du hier schon länger mitliest, weißt du, dass ich es liebe, mit Papier und Stift zu schreiben, zu zeichnen und Dinge festzuhalten. Eine Zeit lang hab ich auch gerne gemalt, hatte aber noch nicht die richtigen Motive gefunden.
Insofern passt das Nature Journaling für mich mit der Kombination von Malen, Schreiben und Natur wie die Faust auf`s Auge.
Die Idee hinter dem Nature Journaling ist folgende: Du gehst mit Papier (oder Kladde) und Stift raus in die Natur, suchst dir dort eine Art und erforschst diese. Das kann ein Baum sein, ein Insekt, Wild, eine Pflanze, Pilze oder was auch immer. Man erfährt die Art über alle Sinne und hält alles fest, was einem daran auffällt: Man zeichnet oder skizziert, wie sie aussieht, manches kann man auch erfühlen, riechen, manche Arten machen Geräusche (z. B. Tiere aber beispielsweise auch die Eicheln, wenn sie vom Baum fallen), etc. Du kannst Fragen notieren, die du dir beim Betrachten stellst, Emotionen oder Erinnerungen, du kannst die Art vermessen, etc.
Und so füllt man eine Seite mit allem, was einem zu der Art einfällt. Du kannst natürlich auch im Internet dazu recherchieren, wobei das nicht der größere Anteil sein sollte. Es geht darum, die Natur wirklich zu erfahren, sie uns vertraut zu machen, wieder ins Staunen zu kommen und neue Welten zu entdecken.
Vielleicht setzt du dich zuerst mal vor einen Baum. Bäume und Pflanzen haben den Vorteil, dass sie nicht weglaufen. 😉
Eins meiner ersten Objekte war z. B. meine Lieblingsbuche bei uns im Wald. Ich habe mich davor gesetzt und mir Zeit genommen, sie wirklich mal im Detail zu betrachten. Mir sind erstmals so richtig die dicken vermoosten Wurzeln aufgefallen. Beim Anfassen des Baumes hab ich gespürt, wie steinhart so ein Buchenstamm ist.
Im Prozess habe ich gemerkt, dass das Ergebnis in meinem Skizzenbuch fast nur ein Nebenprodukt wird. Letztlich war das Hauptergebnis die Freude, die ich beim Entdecken hatte und diese ganz neue Verbindung zu meinem Lieblingsbaum. Später habe ich noch ein paar Dinge bei Wikipedia recherchiert.
Du musst aber noch nicht mal in den Wald gehen, um Natur zu erleben. Sicher gibt es auch in deiner Straße den Löwenzahn, der sich durch den Beton gekämpft hat, Straßenbäume, Insekten, Vögel, das Spinnennetz auf dem Balkon oder was auch immer.
Bei besonders schlechtem Wetter kannst du auch mal etwas von draussen mit nach hause nehmen und es da erforschen, z. B. einen Zapfen, einen Pilz, eine Blume, o. ä. Oder du zeichnest von einem Foto ab und recherchierst von zuhause aus.
Aber grundsätzlich ist es einfach toll, wieder mehr draussen zu sein.
Was ich am Nature Journaling noch so toll finde: Ich bin dabei total im Hier & Jetzt. Ich denke an nichts anderes und bin hinterher immer total neu aufgetankt und erfrischt.
Übrigens muss man Nature Journaling auch nicht alleine machen, sondern kann sich auch mit anderen zusammentun und gemeinsam journaln. So macht es noch mehr Spaß. (Mehr Infos dazu findest du weiter unten.)
Du musst nicht malen können oder viel Wissen über die Natur haben
Ganz wichtig: Du musst keine Künstlerin sein oder ein Biologiestudium abgeschlossen haben. Es geht ums Entdecken, Erleben, Lernen und Staunen. Denn die Natur bietet so viel da draussen! Wie oft hab ich schon gedacht, dass eine Art langweilig ist. Und wenn man sich aber dann damit beschäftigt, stellt man fest, wie cool, schlau und besonders viele Arten doch sind.
Beim Nature Journaling geht es nicht um schöne Zeichnungen. Auch, wenn deine Skizzen vielleicht erst noch aussehen wie die einer 6-jährigen (ich weiß wovon ich spreche), ist das völlig egal.
Grundsätzlich gilt: Wenn dich kreative Tätigkeiten interessieren, dann lass dich von deinem inneren Kritiker nicht davon abhalten. Was habe ich früher alles NICHT gemacht, weil eine Stimme in mir sagte „Das kannst du doch eh nicht“, „Andere sind viel besser“ „Mach dich nicht lächerlich“, etc. Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, den inneren Spielverderber auf die stille Treppe zu setzen. Also, fang einfach an. Du wirst sehen, mit der Übung kommen auch erste Erfolgserlebnisse.
Und das fehlende Wissen über die Natur ergibt sich auf dem Weg. Zu Beginn fand ich es überwältigend, zu entdecken, was ich alles nicht weiß. Wie frustrierend! (Dachte die Erwachsene in mir.)
Aber wer sagt uns denn, dass wir immer alles wissen müssen? Wie schön ist es denn, sich auch als erwachsene Person mal wieder in ganz neue Themen zu begeben, von denen du keine Ahnung hast und wo du ganz vieles neues Wissen erwerben kannst? Überlasse doch deinem inneren neugierigen Entdecker-Kind mal die Führung und begib dich auf diese spannende Reise direkt vor deiner Haustür!
Verena Hillgärtners Buch „Nature Journaling!
Wenn du nun auch Lust hast, mit Papier und Stift rauszugehen in die Natur, kann ich Dir Verenas Buch sehr empfehlen! Ich hatte es mir direkt zum Einstieg als Rezensionsexemplar vom Kosmos Verlag zukommen lassen. Und es hat mich restlos begeistert! Verena schafft es so gut, den Leser:innen Lust auf die Natur zu machen und einfach rauszugehen. Dazu nimmt sie einem total die Hemmung davor, Stift und Papier einzusetzen.
Im Buch findet man viele tolle Anleitungen und Tipps, z. B. wie man überhaupt anfängt, wie man die Seiten gestalten kann, was man alles über die betrachteten Objekte erforschen kann, wie man es schaffen kann, dran zu bleiben, wie man es auch im Winter raus schafft, was dir bei zu viel Perfektionswillen hilft, etc.
Es gibt jede Menge praktische Übungsideen, die dich beim Entdecken und beim Zeichnen unterstützen können.
Hinzu kommt: Das Buch ist auch so schön gestaltet, dass man wirklich gerne durchblättert. Die vielen Abbildungen machen das Lesen zu einem Genuss: Verenas entzückende Zeichnungen sind kombiniert mit wunderschönen Naturfotografien von ihrem Partner, dem Fotografen Martin Rundfeldt.
Ich finde, „Nature Journaling“ ist das perfekte Buch für alle, die sich intensiver mit der Natur auseinandersetzen wollen und / oder ihrer Kreativität Raum verleihen wollen.
Wenn du auch Interesse daran hast, dann findest du das Buch z. B. bei Amazon*, bei Thalia* oder bei geniallokal*. (Hinweis: Bei den Links zum Buch handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links, bei denen ich eine kleine Provision bekomme, wenn du ihnen folgst und dort etwas kaufst.)
Verena Hillgärtner findest du auch im Netz: Hier geht`s zu ihrem Insta-Account, und hier zu ihrer Website. Martin Rundfeldt, der die schönen Naturbilder beigesteuert hat, findest du hier über seine Website oder hier bei Instagram.
Gelegenheit zum gemeinsamen Journaln
Neben ihrem schönen Buch hat Verena bundesweit ein großes Netz an Nature Journaling Interessierten aufgebaut.
Auf ihrem Youtube-Kanal bietet sie jeden Dienstagabend um 19 Uhr und Mittwochmorgen um 9 Uhr kostenloses gemeinsames Journaln an. Da kannst du einfach unverbindlich dazu kommen. Für mich ist der Mittwochmorgen ein fester Termin im Kalender und ich liebe es!
Dazu kann man bei ihr Steady-Mitglied werden und kommt da noch in den Genuss von vielen weiteren Angeboten. Z. B. kann man die Youtube-Livestreams dann jederzeit nachschauen und es gibt einmal im Monat ein Live-Zoom, wo es wertvollen Input zum Nature Journaling gibt.
Außerdem gibt es mittlerweile jede Menge „Nature Journal Clubs“, wo man in echt Menschen treffen kann und gemeinsam raus geht und journalt. Auch wenn der Name „Club“ so verbindlich klingt, du kannst einfach so teilnehmen; hierfür braucht es keine Mitgliedschaft. Die Übersicht findest du hier auf Verenas Website.
Ich selber habe z. B. mittlerweile einen Nature Journal Club Dortmund gegründet. Falls du um die Ecke wohnst und dabei sein willst, findest du hier alle Infos und Termine.
Equipment für`s Nature Journaling
Falls du da jetzt auch starten willst, hab ich ein paar Tipps für das nötige Eqiuipment für dich.
Zunächst mal: Du musst da jetzt nicht direkt groß investieren. Bevor du denkst, du brauchst erst viel Gedöns und fährst erst noch in die Stadt, nimm, was du hast und zieh direkt los in die Natur! Aufrüsten kannst du später immer noch.
Auf die Dauer sind aus meiner Sicht folgende Sachen empfehlenswert (meine Favoriten hab ich dir teilweise verlinkt):
- Ein Skizzenbuch (Ich liebe die Skizzenbücher von Leuchtturm*, da man auf dem Papier gut schreiben kann und auch Aquarell und Filzstifte darin okay funktionieren.)
- Wasserfeste Fineliner*, Füller oder Bleistift für’s Zeichnen der Konturen bzw. für’s Schreiben
- Zum Colorieren: Buntstifte*, Aquarell-Buntstifte* oder ein kleiner Aquarellkasten (Tipp für die Verwendung von Aquarell-Farben unterwegs: Ein Wassertankpinsel. Mein Favorit ist dieser von Pentel*.)
- Ggf. was zu trinken
- Wetterangepasste Kleidung (denk dran, wenn du eine Weile sitzt, kann es schnell frisch werden. Zieh dich also grad in der kühleren Jahreszeit wärmer an, als du es bei einer Wanderung tun würdest.)
- Ggf. ein Sitzkissen, um warm und trocken auf dem Boden, einem Baumstumpf o. ä. sitzen zu können.
Auch in Verenas Online-Shop gibt es viel Material. Vor allem die kleinen Wabenpaletten könnten eine gute Möglichkeit sein, wenn du Aquarell ausprobieren möchtest. Die baut sie selbst und sie sind ideal zum Mitnehmen.
Mein Fazit zum Nature Journaling
Ich finde diese kleinen Natur-Entdeckungs-Events wunderschön und bin so dankbar, dass sie mittlerweile Teil meines Alltags geworden sind. Ich bin dabei so im Hier & Jetzt und geniesse es so, mich nur auf das Objekt zu fokussieren, das ich grad betrachte. Außerdem freue ich mich darüber, so viel mehr über die Natur zu erfahren, in der ich mich so gerne aufhalte.
Und hinzu kommt, dass ich auch so viel Freude habe, mein Journal später in die Hand zu nehmen und mich an die intensiven Momente draussen in der Natur zu erinnern.
So, das war mein Impuls zum „Nature Journaling“. Wie sieht es bei dir aus? Hast du auch Interesse an sowas oder wie erfährst du die Natur am liebsten?
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*Transparenzhinweis
Ich verlinke in meinen Artikeln viele Produkte, Menschen, Dienstleistungen o. ä., damit du entsprechende Seiten bei Interesse komfortabel erreichen kannst. Meist handelt es sich um ganz normale Verlinkungen, für die ich nichts bekomme. Wenn du aber ein Sternchen hinter einem Link siehst, handelt es sich dabei um einen sogenannten Affiliate-Link. Das heißt, ich bekomme eine kleine Provision, wenn du dort etwas kaufst. Für dich bleibt der Preis aber gleich. Unabhängig von einer Einladung oder Gegenleistung empfehle ich Dir aber nur, was ich selber auch empfehlenswert finde.
Hi liebe Maike,
dank dir für die grossartige Buchvorstellung!! Ich hatte die Ankündigung gesehen – und jetzt freue ich mich umso mehr über deinen schönen Text. Nature Journaling ist toll 🥰
Liebe Grüsse. Carola
Liebe Carola,
ach, das freut mich sehr, dass Dir die Buchvorstellung gefällt. 🙂 Das ist aber auch ein schönes Buch! Aber das sagte ich ja oben schon des öfteren. 😉
Dir dann auch viel Spaß beim Nature Journaling und viele Grüße!
Maike