Ein besonderes Erlebnis ist das Tempelfest auf Bali bei Vollmond. Die Balinesen sind, im Gegensatz zu den anderen Inselns Indonesiens, nicht muslimisch geprägt; ihr Glaube ist eine besondere Form des Hinduismus, die es so nur auf Bali gibt.
Während meines Urlaubs im Norden Balis schlafe in meinem kleinen Bungalow bei offenem Fenster und habe die Türen nie abgeschlossen. Schon Tage vor Vollmond singt der Priester in den Nächten. Ein eigenartiger, sehnsuchtsvoller Gesang. Zwischendurch ruft ein Gecko und weitere unbekannte Geräusche bestimmen meine Nächte auf Bali. Dennoch schlafe ich gut und fühle mich absolut sicher und geborgen.
Zum Glück habe ich die Möglichkeit, an der anstehenden Tempelzeremonie bei Vollmond teilzunehmen.
In dem kleinen Ort, wo ich Urlaub mache, wohnen kaum Touristen. Die Besitzer des Hotels, in dem ich zu Gast bin, legen sehr viel Wert darauf, sich in die Strukturen der Einheimischen zu integrieren. Und so kommen wir in den Genuss, zum Vollmond mit in den Tempel zu dürfen.
Vorbereitungen
Am Tag der Feier besorgen wir uns in dem kleinen Laden auf dem Hotelgelände einen Sarong und einen Schal, den man um die Hüfte wickelt. Die Männer erstehen dazu noch die traditionelle Kopfbedeckung.
Gegen 18 Uhr geht auf Bali täglich die Sonne unter. Wir essen zu Abend, ziehen unsere neuen Kleider an und gehen los. Gemeinsam mit einem Angestellten des Hauses machen wir uns auf den Weg zum Tempel. Schon von weitem hört man das Gamelan-Orchester.
Wir tasten uns vorsichtig durch die Dunkelheit am Strand entlang zum Tempel. Er liegt nicht weit vom Hotel entfernt. Durch das Licht des Mondes können wir die an Land gezogenen Boote, größere Steine und anderes gut erkennen und schlängeln uns so zu unserem Ziel.
Eintreffen am Tempel
Im ersten Hof des Tempels treffen wir auf das Gamelan-Orchester. Es spielt eine ganz eigene Art von Musik. Als ich sie das erste mal gehört habe, fand ich sie noch ziemlich merkwürdig. Heute habe ich mich daran gewöhnt und sie klingt für mich sehr harmonisch. Die Männer hocken alle mit ihren Instrumenten auf dem Boden und spielen ihre fremden Klänge.
Wir müssen noch durch ein Tor und dann sind wir drin, im Zentrum des Tempels. Übrigens sind Tempel in Bali nicht überdacht. Hier passiert alles unter offenem Himmel. Und die Stimmung ist absolut faszinierend.
Die Menschen sind alle schick gekleidet. Die Frauen tragen Spitzenblusen und Sarongs. Die Männer einen Kopfschmuck und ebenfalls einen Sarong. So wollen es die Regeln. Dazu nehmen die Frauen jede Menge Opfergaben mit, die sie teilweise auf dem Kopf in den Tempel transportieren. Wunderschön festlich sieht das aus.
E sitzen alle auf dem Boden. Stühle oder Bänke gibt es nicht.
Einerseits macht all das einen unglaublich strengen Eindruck, andersrum haben die Kinder bunte Luftballons dabei. Es wird geraucht, fotografiert und telefoniert. Also ist es irgendwie dann doch wieder sehr sehr nah am Leben.
Das Tempelfest auf Bali
Wir werden freundlich empfangen. Die Balinesen freuen sich, wenn Touristen Interesse an ihrer Kultur haben. Also suchen wir uns einen Platz in einer freien Ecke und warten gespannt, was passiert.
Die Tempel sind prachtvoll geschmückt. Neben den bunten Schirmchen stehen überall Opfergaben, Pyramiden aus Obst und Blüten. Es ist schön bunt und farbenfroh.
Nach einer kurzen Pause setzt das Gamelan-Orchester wieder ein und der Priester beginnt sein Gebet. Anschliessend werden verschiedene Tänze aufgeführt, die alte Geschichten erzählen.
Auch wir haben Opfergaben mitgebracht. Als es soweit ist, beten wir, so wie Komang es uns vorher gezeigt hat.
Obwohl ich nicht gläubig bin, fasziniert mich diese Zeremonie hier total. Ich habe wirklich das Gefühl, dass mich diese schönen Rituale vor allem schützen können.
Im Anschluss geht der Priester mit heiligem Wasser durch die Reihen. Einer nach dem anderen ist dran mit der Segnung. Als er vor mir steht, lege ich, wie Komang es uns vorher gezeigt hat, die Hände wie eine Schüssel ineinander. Der Priester schüttet mir etwas Wasser in meine Hände. Ich trinke einen Schluck und verteile mir das Wasser im Gesicht.
Dann bekomme ich noch ein paar Reiskörner in die Hand und klebe sie auf meine feuchte Stirn.
Ich bin mir sicher, jetzt kann nichts mehr schief gehen.
Die balinesische Religion
Hier auf Bali sind die Menschen sehr gläubig. Die allermeisten Balinesen gehören der Hindu-Dharma-Religion an, einer speziellen, balinesischen Form des Hinduismus.
Ihr Leben ist sehr von Ritualen geprägt. Von der Geburt bis zum Tod gibt es Riten, die das Leben der Menschen hier strukturieren. Alles, was wichtig ist, wird im Tempel gefeiert. Und Tempel gibt es an jeder Ecke; daher wird Bali auch die „Insel der 1000 Tempel“ genannt.
Die Balinesen gehen regelmäßig zum Beten in den Tempel und legen mehrmals täglich Opfergaben aus. Es wird zu Göttern und Geistern gebetet. Auch vor die Geschäfte und Lokale werden täglich Opfergaben gelegt, um gute Verkäufe zu garantieren.
Und in den aufwändig gestalteten kleinen Körbchen finden sich nicht nur Blumen, sondern oft auch ganz weltliche Dinge.
Und die vielen Tiere freuen sich, weil sie so immer etwas Gutes zu essen finden.
Für mich ist diese Religion faszinierend und erstaunlich aufwändig gleichzeitig. Es fühlt sich aber an, als wären die Menschen tatsächlich viel geerdeter als wir in der westlichen Welt.
Hach, Bali! ♥️
Wunderschön und faszinierend finde ich sowas. Habe ich eigentlich mal erzählt, dass ich ganz kurz mal Theologie studieren wollte? Nicht, weil ich gläubig bin sondern weil mich Religionen sehr faszinieren.
Ich bin ja überzeugt davon, dass der Glaube durchaus im Stande ist, Berge zu versetzen. Im übertragenen Sinne. Auch der Glaube an Heilung regt ja bekanntlich die Selbstheilungskräfte an… Von daher ist das „jetzt kann nichts mehr schief gehen“ vielleicht nicht ganz so weit hergeholt 🙂
Andererseits ist es natürlich auch großartig einfach, für alles und jeden Götter oder Gott (je nach Glaube) verantwortlich zu machen.
Ich mag deine Reiseberichte wirklich sehr. Mehr davon bitte ♥
Hallo Haydee,
nee, das wußte ich nicht, dass Du das mal vorhattest. Auf die Idee wäre ich jetzt nie gekommen! 🙂
Ich finde Religionen auch sehr faszinierend. Vielleicht auch, weil ich damit nie etwas zu tun hatte. Mir wäre die Kirche zu eng gewesen, aber andersrum finde ich es immer schön zu sehen, wie sehr die Religion Menschen im Leben oft hilft.
Aber ich freu mich, dass Dir meine Reiseberichte so gut gefallen. Ich werde mich bemühen, mehr davon zu liefern. 🙂
[…] An einem anderen Tag durfte ich dann an einem Tempelfest teilnehmen. Aber davon erzähle ich in einem anderen Artikel. […]
[…] Du Lust auf weitere Bali-Impressionen hast, dann lies weiter bei meinem Artikel zum Tempelbesuch im Norden der Insel. Oder Du schaust mal auf […]