Zwischendurch muss ich immer wieder an meine Reise in die Wüste denken… Vielleicht, weil ich mich nach der Stille dort sehne, vielleicht aber auch einfach, weil es eine so besondere Reise war.
Ich war 2010 zum Kameltrekking in Tunesien. Das war ein ganz besonderes Erlebnis. Ein Urlaub, der einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hat.
Mein Einstieg in die fremde Kultur
Mein erstes mal Nordafrika. Als wir in Djerba ankommen, bin ich recht überfordert von der fremden Kultur. Ich weiß, dass ich mich anders verhalten muss als zuhause, um niemandem zu nahe zu treten. Dass sich fremde Männer und Frauen nicht in die Augen gucken, finde ich theoretisch nicht schlimm; vor Ort merke ich aber, dass mir damit ein Teil meiner Kommunikation fehlt. Dazu noch die fremde Sprache und ich muss mich ganz neu einfinden. Ich bin verunsichert, aber gleichzeitig auch sehr fasziniert.
Ich bin froh, dass wir direkt von Omar, unserem Reiseführer abgeholt werden. Zu ihm habe ich direkt vollstes Vertrauen und entspanne mich. Wir gehen abends gemeinsam was essen, ich übe mich in der Kommunikation ohne Blickkontakt und freue mich über das einfache, aber köstliche Essen.
Der Start in die Wüste
Am nächsten Morgen treffen wir den Rest unserer Reisegruppe. Zu meinem damaligen Freund und mir stößt nur noch ein Ehepaar aus der Schweiz zu. Sie sind etwa in unserem Alter. Vier Touristen und drei Begleiter. Ein wahrer Luxus.
Und ich bin so dankbar für diese tollen Menschen. Wir werden eine unglaublich intensive Zeit zusammen verbringen.
Mit dem Kleinbus geht es von Djerba raus in die Wüste. In der Oasenstadt Douz kaufen wir uns noch schnell einen Schesch, das typische Tuch der Tuareg zum Binden des Turbans. Und dann treffen wir auf die beiden anderen Reiseführer und die sechs Kamele.
Neben Omar begleiten uns sein Bruder Mabruk, beide Beduinen, und der Tuareg Mabout.
Nach einem Mittagessen geht es dann so richtig los. Der Bus fährt zurück und wir stehen mit unseren Begleitern und 6 Kamelen in der Wüste. Ein verrücktes Gefühl. Es wird nicht mehr lange dauern und wir werden für Tage keinen Handyempfang mehr haben. Nicht, dass ich mir wirklich Sorgen mache, aber es ist schon gut zu wissen, dass Omar für alle Fälle ein Satellitentelefon dabei hat.
Unsere Tage in der Sahara
Wir laufen und reiten Tag um Tag durch die Wüste. Es entscheidet jeder selber, ob er lieber reiten oder zu Fuß gehen möchte. Ich probiere das mit dem Reiten aus. Aber irgendwie ist mir das auf den großen Tieren nicht ganz geheuer.
Also laufe ich fast die ganze Zeit. Das ist aber gut machbar. Wir laufen nie länger als 2-3 Stunden am Stück, dann steht schon wieder die nächste Pause an.
Die Tage haben den immer gleicher Rythmus: Aufstehen, waschen, Frühstück, packen, laufen und reiten, abladen, Holz suchen, Mittagessen, aufladen, laufen und reiten, abladen, Holz suchen, Abendessen, am Feuer sitzen und quatschen, in den Schlafsack, Sternenhimmel ansehen und schlafen. Und das gleiche am nächsten Tag wieder von vorne.
Unsere Strecke geht durch ein wogendes Wüstenmeer, zwischendurch immer mal wieder an kleinen Oasen vorbei.
Das Essen in der Wüste
Wenn wir morgens wach werden, sind die drei Männer schon damit beschäftigt, Frühstück zu machen. Mabout backt jeden Morgen frisches Fladenbrot in der Erde. Er knetet den Teig in einer Schüssel, bereitet mit den Händen daraus den Fladen zu und backt das Brot dann in der Glut des Feuers unter einer dicken Schicht Sand. Und es ist unfassbar köstlich!
Vor dem Mittag- und Abendessen helfen wir dabei, Feuerholz zu finden, damit Feuer zum Kochen gemacht werden kann. Ich bin immer wieder überrascht, dass man hier tatsächlich doch genug Holz findet. Das hatte ich in der Wüste gar nicht so erwartet.
Während die Männer kochen dürfen wir Pause machen.
Das Essen ist fantastisch! Die drei sind ein eingespieltes Team und bereiten trotz der schlichten Umstände wirklich köstliches Essen zu. Und alles ist immer frisch. Auch ohne Kühlschrank. Die Beduinen haben ausgeklügelte Tricks, wie sie das Essen frisch halten. Sogar ein wenig Fleisch gibt es zwischendurch.
Wir essen aus kleinen Schüsseln. Jeder bekommt eine eigene Schüssel und einen Löffel.
Nach dem Essen reinigen wir die Schüsseln und die Löffel mit Sand. So einfach geht es manchmal.
Währenddessen fressen die Kamele das, was sie unterwegs finden.
Abends sitzen wir zusammen am Feuer und warten in aller Ruhe, bis das Essen fertig ist. Dann wird gemeinsam gegessen und später über Gott und die Welt geredet.
Zwischendurch machen unsere Begleiter Musik und wir sitzen dort mit ihnen am Feuer und geniessen den Sonnenuntergang. Ich habe nie so eine Ruhe erlebt und mich nie so sicher gefühlt.
Meinen Laptop vermisse ich zu keinem Zeitpunkt. Auch die Bücher, die ich eingesteckt habe, sehen nie das Tageslicht. Bis auf eines: Aus dem Buch Komm, ich erzähl Dir eine Geschichte* von Jorge Bucay lesen wir uns zwischendurch gegenseitig die schönen Kurzgeschichten vor. Sie geben uns wieder neue Themen, über die wir dann zusammen philosophieren.
Am nächsten Morgen wird dann wieder gefrühstückt und anschliessend in aller Ruhe alles wieder auf die Kamele geladen.
Die Nächte in der Wüste
Die Nächte in der Wüste sind einer der Gründe, warum ich diese Reise machen wollte. Ich möchte endlich mal einen richtigen Sternenhimmel sehen. Und allein für die Nächte in der Wüste lohnt sich diese Reise schon.
Wir schlafen unter freiem Himmel. Die Kamele tragen bequeme Matten für jeden von uns. Die Matten dienen am Feuer als Sofa, nachts als Bett.
Wer will, kann auch ein Zelt bekommen. Aber das möchte ich gar nicht. Wir schlafen alle ohne Zelt. Die Schweizer in der einen Richtung vom Feuer, wir in der anderen. Und unsere Begleiter irgendwo dazwischen.
Also liege ich abends in meinem Schlafsack und gucke in den fantastischen Sternenhimmel. Das ist unglaublich! Ich wußte gar nicht, dass es so viele Sterne gibt! Es gibt echt nichts Schöneres, als abends im Schlafsack zu liegen und in die Sterne zu gucken. Leider bin ich von den vielen Eindrücken abends immer so müde, dass ich schnell einschlafe und den Himmel gar nicht ausreichend bewundern kann
Es ist November. Das bedeutet, dass wir tagsüber angenehme 20-24 Grad haben. Nachts wird es dafür empfindlich kalt. Ich schätze, es ist so knapp über Null Grad, wenn wir morgens wach werden. Da wir sowieso nicht viel Wasser zum Waschen verwenden wollen, reicht bei den Temperaturen dann auch eine Katzenwäsche. Brrrr…
Eines Nachts gibt es einen leichten Sandsturm. Ich liege mit Mütze in meinem Schlafsack und schlafe nur so halb. Hier bin ich wirklich so nah an der Natur, verrückt!
Am nächsten morgen müssen dann die Sachen mal etwas fester ausgeschüttelt werden. Die Matten, auf denen wir geschlafen haben, sind nicht mehr zu sehen, sie sind über Nacht versandet.
Pflanzen und Tiere in der Wüste
Ich bin beeindruckt, wie viel es doch in der Wüste zu entdecken gibt. Neben den immer wechselnden Landschaften gibt es wirklich viele Pflanzen dort. Und die haben eine ganz eigene Schönheit.
Von Tag zu Tag nehme ich mehr wahr und werde aufmerksamer. Diese Sorte von kleinen Käfern, die sich immer in den Sand buddeln, wenn wir vorbei kommen, ist mir erst nach einigen Tagen aufgefallen.
Ein paar Schritte weiter sitzen dann zwei Raupen an einem Halm.
Einen Morgen werden wir wach und sehen, dass in der Nacht offenbar ein Wolf in unmittelbarer Nähe zu unserem Lager vorbeigelaufen ist. Meine Güte, wir sind mittendrin, das wird mir immer wieder klar.
Mein Fazit
In diesem Urlaub passte wirklich alles. Die Menschen, mit denen wir unterwegs waren, waren großartig, das Wetter war perfekt und ich hatte einfach nur einen großartigen Urlaub.
Dieses Kameltrekking war ein wunderbares Erlebnis und ich bin sicher, dass ich irgendwann noch mal den Weg in die Wüste schaffen werde.
Ergänzungen:
Diese Reise habe ich 2010 gemacht. Zu dieser Zeit hatte ich noch keine gute Kamera und nebenbei auch keine Ahnung davon, wie man gute Fotos macht. Insofern entschuldige bitte die Fotos; sie dienen eher der Dokumentation als dass sie besonders gelungen sind. Aber ich denke, Du hast einen Eindruck bekommen. Und daher sieht es dann wohl auch so aus, dass ich noch einmal in die Wüste fahren muss, um diesmal mit besseren Fotos nach hause zu kommen. 😉
Die Reise habe ich bei indigoreisen in der Schweiz gebucht. Ich würde dort sofort wieder buchen; wir wurden optimal vorbereitet und die ganze Zeit über hervorragend betreut.
Dieser Artikel erschien zuerst in anderer Form auf meinem alten Blog Dortmunder Mädel.
*Der Link zu dem Buch führt zu einem sogenannten Affiliate-Link von Amazon. Das bedeutet, wenn Du auf den Link klickst und etwas bei Amazon kaufst, bekomme ich eine kleine Provision. Das ist für mich eine Möglichkeit, meinen Aufwand beim Betreiben dieses Blogs ein kleines Stück refinanzieren zu können. Das Buch ist aber unabhängig davon wunderschön.
Wunderschönes Fotos, muss ich gleich wieder an unsere Reise dieses Jahr in der Wüste. Ich liebe die Wüste einfach, die ist so wunderschön, so unendlich und still. Will gleich wieder zurück! <3
Tanja, das verstehe ich total! Ich werde auch ganz bestimmt noch mal hinreisen. Das war wirklich ein ganz besonderes Erlebnis.
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[…] der Schlüssel zur Entschleunigung und zur Rückkehr zu uns selbst. Ich erinnere mich noch gut an meine Reise durch die Sahara. Wir waren 5 Tage zu Fuß und auf Kamelen unterwegs durch die Wüste. Und erst habe ich gar nichts […]
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