Heute treffe ich Sandra Groneberg, seit 2,5 Jahren Besitzerin des wunderschönen Einrichtungsladens 3-ZimmerKücheBad in Essen-Rüttenscheid. Ich kenne Sandra etwa 3 Jahre und mich interessiert, wie das so war, als sie sich entschieden hat, sich beruflich zu verändern, ihren gut bezahlten Job in einem Konzern an den Nagel zu hängen und einen eigenen Laden zu eröffnen.
Über Sandra
Daher mache ich mich einen Mittwoch Nachmittag auf nach Essen in ihren Laden. Ich schau mich erst ein wenig um, weil ich es bei ihr immer so schön finde und am liebsten immer alles kaufen möchte.
3-ZimmerKücheBad ist kein typisches Ladenlokal. Seit ihrem Umzug vor 1,5 Jahren auf die Rüttenscheider Straße heißt es nicht nur 3-ZimmerKücheBad, der Zuschnitt des Geschäfts ist tatsächlich auch so. Es gibt ein Wohnzimmer, eine Küche bzw. ein Esszimmer, ein Kinderzimmer, einen Flur und einen Badezimmerbereich.
Als ich reinkomme, berichtet Sandra mir begeistert, dass sie im Eingangsbereich, dem Wohnzimmer, jetzt die Couch rausgenommen habe, um dort zukünftig auch ausgesuchte skandinavische Kleidung anbieten zu können. Die schönen Kleiderständer stehen schon dort und warten nur noch auf die Lieferung der Kleider.
Ich mache ein paar Fotos und dann gehen wir rüber, in ein Café gegenüber und wir quatschen darüber, wie das alles so war. Begleitet werden wir von Toni, ihrer Hündin.
Als ich Sandra kennenlernte, war sie wie ich Bloggerin. Sie schrieb auf ihrem Blog 3-ZimmerKücheBad über die Wohnungen anderer Menschen. Ihre Themen waren die Freude am Wohnen und die Neugier darauf, wie individuell man seine 3-ZimmerKücheBad so einrichten kann.
Dann erfuhr ich von ihrer Entscheidung, dass sie ihren Job in der Kommunikation eines großen Konzerns an den Nagel hängen und sich beruflich verändern wollte. Ziel war es, einen eigenen Einrichtungsladen zu eröffnen. Das hat mich damals mächtig beeindruckt, weil ich es immer spannend finde, wenn jemand sich traut, sich zu verwirklichen und noch mal neu zu starten.
Die Entscheidung, einen eigenen Laden zu haben
Sandra hatte bis zu diesem Zeitpunkt alle 3-5 Jahre ihren Job gewechselt – immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen, an denen sie wachsen konnte. Trotz spannender Projekte und vielfältigen Aufgaben spürte sie doch, das ihr etwas fehlt, sie beruflich noch nicht angekommen war.
Also begann sie, sich sehr strategisch damit auseinander zu setzen, was sie tun möchte. Hat verschiedene Bücher gelesen und versucht, herauszufinden, was sie immer schon gerne gemacht hat, wo ihre Stärken und Schwächen liegen, wie ein für sie ideales Arbeitsumfeld aussehen müsste und was sie zukünftig nicht mehr tun will.
Irgendwann stand fest: Sie wird einen Einrichtungsladen eröffnen. Das hat sie selbst überrascht. Denn es war nie ihr Traum, einen Laden zu besitzen. Aber all die Auseinandersetzungen mit dem, was sie gerne macht, haben genau diese Lösung ergeben.
Was liebt Sandra an ihrer Arbeit heute?
Sandra sitzt mir gegenüber und redet mit voller Begeisterung über das, was sie heute tut. Man merkt ihr an, wie sehr sie für ihr Thema brennt und wie klar und strukturiert sie andersrum ihr Business gestartet hat. „Ich bin nie blauäugig an die Gründung herangegangen. Mir war immer klar, wie aufwändig das werden würde. Aber ich liebe es. Ich liebe die kreative Arbeit in meinem Laden und dass kein Tag wie der andere ist.“
Ich frage Sandra, was sie heute an ihrem Leben glücklich macht. Sie erzählt: „Ich kann heute weitestgehend selbstbestimmt arbeiten. Niemand legt mir Steine in den Weg. Ich muss mich nicht mit irgendwelchen Bremsern auseinandersetzen, die meine Ideen so nicht umgesetzt haben wollen. Außerdem beschäftige ich mich jeden Tag mit den Themen Wohnen und Einrichten, über die ich ja auch schon immer gerne gebloggt habe.“ Man merkt wirklich, dass Sandra ihren Job liebt. Ebenso wie den Kontakt zu den Kunden. „Es ist so unglaublich schön, wenn Kunden sagen, wie gerne sie zu uns kommen und wie viel Freude es ihnen macht, bei uns nach neuen Sachen zu stöbern.“
Es ist nicht alles Gold…
„Wenn du tust, was du wirklich liebst, dann verschwimmen die Grenzen zwischen Privatem und Beruflichem.“, erklärt Sandra. „Einerseits ist das toll, weil du das Gefühl hast, die ganze Zeit deinem Hobby nachzugehen. Andererseits ist das auch gefährlich, weil du oft nur schwer ein Ende findest.“
Doch auch bei aller Freude für die Arbeit braucht der Körper Ruhepausen. Sandra gibt zu, dass sie hier erst dabei ist, zu lernen, wann Schluss ist und sie auf der Couch die Füße hochlegen sollte. „Ich bin ja noch mitten in der Aufbauphase meines Ladens, da arbeitet man einfach so viel wie man kann“, sagt sie.
Während der Gründung hat sie ein Dreivierteljahr neben dem stressigen Vollzeitjob ihre Selbständigkeit vorbereitet. Und da gab es viel zu tun: Ein Ladenlokal finden, den Businessplan schreiben, lernen, wie ein Laden geführt wird, zu entscheiden welche Hersteller sie verkaufen möchte. Aber es gab auch so grundlegende Dinge zu lernen, wie man mit Kunden umgeht, wie kulant bist Du, welcher Hersteller hat welche Liefer- und Zahlungsbedingungen und natürlich auch die Kalkulation um liquide zu bleiben.
Letztlich hieß das, nach der Arbeit als Angestellte noch von 20 Uhr abends bis oft nachts um 2 Uhr an ihrem Business zu arbeiten.
Ihren Jahresurlaub hat sie in der Zeit in ein Praktikum beim Concept Store LIV in Hamburg investiert.
„Diese Gründungsphase in der ich quasi zwei Jobs parallel gemacht habe, war super anstrengend. Aber: Ich war in meinem ganzen Leben auch nie so motiviert wie zu dieser Zeit, als ich meine Selbständigkeit aufgebaut habe.“
Endlich war es soweit: 3-ZimmerKücheBad wurde eröffnet. Es lief ganz gut an. Bis dann eine Dauer-Baustelle vor ihrem Laden eingerichtet wurde. Eine schwierige Zeit. Dann gab es die Möglichkeit, ein Ladenlokal auf der Rüttenscheider Straße anzumieten, DER Flaniermeile im Viertel. Das hat sie gemacht. Noch mal viel Stress und schlaflose Nächte. Sandra machte sich natürlich Sorgen um ihre Existenz. Mal eben einen Umzug mit einem noch so jungen Laden zu wuppen, war schon krass.
Auf meine Frage, was sie anderen empfiehlt, die auch einen Laden aufmachen wollen sagt sie: „Es stehen oft Mädels bei mir, die mir erzählen, wie sehr sie davon träumen, ebenfalls einen Laden zu haben. Wichtig ist aus meiner Sicht, neben aller Träumerei auch einen Blick darauf zu haben, wie der Alltag mit Laden wirklich aussieht.“ Es gehe nicht nur darum, den ganzen Tag zwischen all der schönen Ware zu stehen. „Du musst bereit sein, dich trotz Steuerberater mit dem ganzen Zahlenwerk auseinander zu setzen, es bedeutet viel Organisation und viel mehr Büroarbeit als man sich anfangs vorstellt. Aber ich liebe meinen Job und alles, was damit zusammenhängt.“
Der Laden ist mittlerweile eingespielt. Es gibt geregelte Abläufe und es ist ein wenig Routine eingekehrt. Trotzdem arbeitet Sandra sechs Tage die Woche, oft auch sonntags. Sie macht den Laden und wenn sie abends abschließt, hat sie noch viel zu tun: Ihren neuen Onlineshop hat sie eingerichtet, sie betreut die Social Media Kanäle, beantwortet Kundenanfragen, etc. Letztlich hat sie die letzten 2,5 Jahre kaum Urlaub gemacht. „Wir fahren immer mal wieder für ein verlängertes Wochenende an die Nordsee. Aber mehr als vier Tage am Stück waren wir noch nicht weg.“ Für kommendes Jahr haben Sandra und ihr Mann Oliver geplant, endlich mal wieder zwei Wochen in den Urlaub zu fahren.
Doch jetzt muss sich Sandra erstmal um sich selbst kümmern. Im Februar war sie dauerkrank. Offenbar holt sich der Körper jetzt die Auszeiten, die er lange nicht bekommen hat. „Ich merke, dass meine Kräfte nicht unendlich sind und es Zeit wird, mehr auf mich selbst zu achten“, gibt sie zu.
Gute Auszeiten
Trotzdem stelle ich während unseres Gesprächs immer wieder fest, dass Sandra echt gut darin ist, sich zwischendurch Auszeiten zu gönnen.
Sandra hat von Anfang an in Personal investiert. „Das ist für mich eine Investition in Freizeit und Flexibilität. So kann ich auch mal einen Tag zur Messe fahren oder abends früher gehen, wenn nicht viel los ist“.
Montags hat sie frei. Wobei das nicht immer wirklich „frei“ heißt. Oft kümmert sie sich um wichtige Dinge wie z. B. Kundenanfragen, fährt auf Ordertermine oder befüllt den Onlineshop. „Wenn das Wetter gut ist, arbeite ich montags manchmal aber nur 1-2 Stunden und bin dann den Rest des Tages draußen.
Mit Hund Toni draußen in der Natur zu sein, das ist für Sandra die beste Erholung. Nicht nur am Montag – diese Auszeit an der frischen Luft gehört fest in den Tagesablauf. Der Hund hat so viel Lebensfreude und Energie, da tankt sie selber wieder auf. „In der einen Stunde im Wald wird nicht über das Business nachgedacht. Da bin ich sehr konsequent“. Das gleiche kann sie auch nachts: Wenn sie ins Bett geht, wird nicht gegrübelt, werden keine to-do-Listen für den nächsten Tag gemacht. Das Business hat keinen Zutritt ins Schlafzimmer! Wie sie das schafft? „Training“, sagt sie. Sie hat sich diszipliniert und hat das konsequent umgesetzt.
So hatte sie es auch schon in ihrem Angestelltenverhältnis gehandhabt. Wenn sie merkte, dass sich ihre Gedanken im Bett unaufhörlich drehten, ist sie wieder aufgestanden, hat eine Runde durch die Wohnung gedreht und die Gedanken „auf dem Sideboard abgelegt“, bevor sie wieder ins Bett gegangen ist. So lernte sie mit der Zeit, dass das Schlafzimmer eine Ruhezone ist, die für Erholung und Schlaf da ist und wo Grübeln und Hin- und Herzwälzen nicht willkommen sind.
Und wie schaffte sie es, die Probleme im Büro zu lassen? „Du musst priorisieren. Entweder ist das Thema so wichtig, dann bleibst Du im Büro und kümmerst Dich dort darum. Oder es kann bis morgen früh warten, aber dann brauchst du das Thema auch nicht mit nach Hause zu nehmen“. Eine klare Haltung, die sicherlich einiges an Übung erfordert hat.
Auf meine Frage, ob ihre Arbeitssituation einen Unterschied auf die Qualität ihrer Erholungsfähigkeit macht, sagt sie: „Ich erhole mich heute schneller als früher. Bei früheren Kollegen beobachte ich immer noch, dass sie oft nach einem zweiwöchigen Urlaub nicht erholt zurück kommen. Früher hat auch für mich das Wochenende nicht gereicht. Heute bin ich nach einer 6-stündigen, langen Runde mit Toni um den See wieder fit und frisch.“
Sandra kann sich ihre Zeiten jetzt besser einteilen. „Ich bin nicht mehr fremdbestimmt. Wenn es mir nicht gut geht, kann ich meine Arbeit so einrichten, dass ich nicht mehr an meine Reserven gehen muss. Ich kann mir meine Ressourcen heute besser einteilen. Das Schlimmste war es früher für mich, wenn ich gegen Windmühlen kämpfen musste, wenn einem ständig Steine in den Weg gelegt wurden. Das hat enorm viel Kraft gekostet.“.
Eine wichtige Ressource für Sandra ist auch ihr Mann Oliver. Er zieht zum Glück voll mit und steht hinter ihr. Am Sonntag geht er mit ihr in Laden und streicht auch mal die Wände, wenn das erledigt werden muss.
Unter`m Strich
Trotz der kräftezehrenden Zeit sagt Sandra heute: „Ich habe es nie bereut, den Laden aufgemacht zu haben. Ich wusste genau, worauf ich mich einlasse und ich merke jeden Tag, dass dieser Job genau das ist, was zu mir passt und was ich machen will.“
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Sandras Concept Store 3-ZimmerKücheBad findest Du in Essen auf der Rüttenscheider Str. 211. Die Fotos aus dem Artikel sind alle hier aufgenommen worden.
Und auch online kannst Du bei ihr einkaufen.
[…] Mittwoch Abend war ich in Essen. Erst hab ich ein spannendes Interview für Flowers & Candies gemacht. Aber ich verrate noch nichts. Davon lest Ihr nächste Woche. […]
Danke für Deinen Besuch, liebe Maike. Und für das Interview. Ich les mich jetzt mal mit einem Tee durch deinen Blog, da sind so viele schöne Auszeiten-Themen dabei – genau das Richtige für mich! 😀
Gerne, Sandra! Ich danke Dir!
Liebe Grüße und viel Spaß beim Stöbern.