Gewaltfreie Kommunikation – Auf ein Getränk mit Claudia Moseler

Claudia Moseler

Schon öfter bin ich auf die Methode „Gewaltfreie Kommunikation“ gestoßen, habe mich aber bislang noch nie intensiver damit beschäftigt.
Zuletzt habe ich dann bei einem Treffen in netter Runde Claudia Moseler kennengelernt. Claudia ist Inhaberin einer Werbeagentur und gleichzeitig Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation (GfK).

Da mich dieses Thema sehr interessiert, habe ich Claudia um ein Interview gebeten. Und so saßen wir neulich bei einem Kaffee zusammen. Wie ich erfahre, trinkt auch Claudia am liebsten Kaffee und Cappuccino. Da sind sich fast alle Interviewpartner mit mir einig. Lustig!

Kaffee und Kuchen

Claudia Moseler

Ich bitte Claudia Moseler, ein wenig von sich zu berichten, bevor wir zu GfK kommen. Sie erzählt, dass sie von der Mosel kommt und sich daher auch heute noch sehr über ihren Nachnamen freut, den sie auch bei der Heirat nicht abgegeben hat.

Claudia hat in Trier Design studiert und ging dann weiter nach Frankfurt. Zu Frankfurt verbindet sie heute noch eine große Leidenschaft, weil sie die Stadt so mag. Außerdem lernte sie hier auch ihren späteren Mann Martin kennen.
Danach zogen sie weiter nach Stuttgart und haben dort in einer Werbeagentur gearbeitet.

Irgendwie entstand dann die Idee, in Martins Heimatstadt Ahlen ins Münsterland zu ziehen und dort ein Haus zu kaufen. 1996 war das. Die beiden kauften ein Haus, in dem sie wohnen und ihre gemeinsame Werbeagentur eröffnen wollten. Claudia mochte die Idee, alles an einem Ort zu haben: Arbeit, Kind und Zuhause.

Sie haben das damals einfach gemacht, das Haus zu kaufen und zu renovieren, bevor sie den ersten Kunden hatten. „Ich hab mich einfach drauf verlassen, dass es klappt. Und vor allem habe ich Martin vertraut.“. Was für eine schöne Liebeserklärung!
Und es funktioniert. Martins bester Freund wird ihr erster Kunde und dann läuft es gut an. Heute haben sie fünf Mitarbeiter und viele spannende Projekte.
Claudia hat im Kreativen ihre Berufung gefunden. Sie macht den Job immer noch total gerne. Es fällt ihr leicht, sagt sie. Und so ist das wohl, wenn man etwas tut, worin man gut ist.

Wie kam Claudia zur Gewaltfreien Kommunikation?

Ich frage Claudia, wie sie zur Gewaltfreien Kommunikation gekommen ist. Sie erzählt, dass sie sich schon damals nicht entscheiden konnte, ob sie Sozialarbeit oder Design studieren will. Letztlich hat sie sich für Design entschieden.

Aber der Wunsch nach etwas Sozialem bestand immer fort.

Sie erzählt: „Ich habe vor einiger Zeit einen Brief gefunden, den ich meiner Mutter damals geschrieben hatte. Ich hatte damals ein Praktikum in einem Kinderheim gemacht. Und meiner Mutter schrieb ich, dass ich mich gegenüber den Kindern nicht durchsetzen wollte. Ich wollte mich auf Augenhöhe mit ihnen auseinandersetzen.“. Aussagen wie ‚Das machst Du falsch. Das machst Du jetzt neu.‘ kannte ich aus meinem Elternhaus. Das wollte ich so nie selber leben.“.
Und so schrieb sie ihrer Mutter „Ich will nicht so führen, wie es mein Vater getan hat. Aber ich weiß noch nicht wie es geht.“.

Also hat sie sich auf die Suche gemacht. Sie belegte immer wieder Seminare, um eine Methode zu finden, mit der sich Menschen auf Augenhöhe begegnen können. Aber irgendwie war nie das Passende dabei.

Bis sie dann 2010 auf Gewaltfreie Kommunikation stiess. Sie belegte einen Einführungskurs. Und dann war klar, das ist genau das, was sie immer gesucht hatte. Seitdem ist GfK ihre zweite Leidenschaft. Sie absolvierte noch eine Trainerausbildung und diverse weitere Seminare und lehrt jetzt selber GfK in Ahlen.

Gewaltfreie Kommunikation

Claudia erklärt, was GfK genau ist. Sie erlebt es als ein wunderbares Tool, das einem hilft, in eine lebensbejahende Haltung zu gelangen. Das klingt mal toll, finde ich!

Entwickelt wurde die Gewaltfreie Kommunikation von dem amerikanischen Psychologen Dr. Marshall B. Rosenberg.
Rosenberg hat zwei Symbole für die unterschiedlichen Formen der Sprache gewählt: Die Giraffe steht für den wertschätzenden Umgang und der Wolf für die gewaltvolle Sprache. Vielleicht hast Du schon mal gehört von der „Giraffensprache“? So wird die Gewaltfreie Kommunikation auch genannt.

Claudia erläutert, dass wir in unserer westlichen Welt Sprache unbewußt oft gewaltvoll verwenden. Einfach, weil wir es so gelernt haben. Wir urteilen und bewerten so viel. Dinge sind richtig oder falsch, gut oder böse.
Wir fordern etwas von anderen ein und drohen mit Konsequenzen bzw. Bestrafung.
Wir geben anderen die Schuld daran, dass wir uns schlecht fühlen. Dabei ist der andere nie Schuld; er ist höchstens der Auslöser. Die Gefühle machen wir selbst, weil wir das Erlebte entsprechend bewerten.
Und dadurch gehen wir schnell miteinander in Distanz und entfremden uns voneinander. Keine schöne Vorstellung.

Rosenbergs Ziel war, mit GfK eine Form der Kommunikation zu finden, mit Hilfe derer wir wertschätzend miteinander umgehen können und in Verbindung bleiben.

Mit der Gewaltfreien Kommunikation liegt der Fokus auf dem Erkennen und Äußern der eigenen Bedürfnisse. Dabei geht es genau darum, authentisch und aufrichtig zu sein. Es geht darum, sich gegenseitig vertrauen zu können und gemeinsam konstruktiv nach einer Lösung zu suchen, mit der beide zufrieden sind.
Dabei lernt man auch, sich anderen mit seinen Bedürfnissen zuzumuten und für sich einzustehen.

Claudia macht dabei aber eins deutlich: „Es heißt nicht, nur weil ich GfK verwende, dass ich immer bekomme, was ich möchte. Es kann dann auch dabei herauskommen, dass es keine gemeinsame Lösung gibt. Diese Möglichkeit muss man einfach auch in Betracht ziehen.“.

Die vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation

Wie macht man das jetzt mit der Gewaltfreien Kommunikation? Man spricht gewaltfrei, wenn man sich an diesen vier Komponenten entlang hangelt:

  1. Beobachtung: Zunächst geht es darum, zu beobachten, was ist passiert. Was hat die andere Person getan, das in einem etwas auslöst? Und das beschreibt man dann ohne es zu bewerten.
  2. Gefühle: Im zweiten Schritt benennt man dann das eigene Gefühl. Wie fühlt man sich, wenn die Person sich auf diese Art verhält?
  3. Bedürfnisse: Welches Bedürfnis bleibt in dieser Situation unerfüllt? Zu erkennen, welches Bedürfnis man eigentlich hat, hilft, selbstbestimmt zu leben. Und es zu benennen, hilft dem anderen, die Person besser zu verstehen.
  4. Bitte: Mit Hilfe einer positiv formulierten Bitte kann man möglicherweise dafür sorgen, dass sich die eigene Situation verbessert.

Claudia erläutert das dann an Hand eines Beispiels:

  1. Beobachtung: „Wir waren für 15 Uhr verabredet. Du kamst um 15.15 Uhr.“
  2. Gefühl:“Ich bin ärgerlich.“
  3. Bedürfnis: „Ich brauche Planungssicherheit und Zuverlässigkeit.“
  4. „Kannst du mir sagen, wieso du 15 Min. nach der verabredeten Zeit kommst?“ oder: „Wie geht es dir, wenn du das hörst?“.

Wenn man es schafft, auf diese gewaltfreie Art zu kommunizieren, ist die Chance groß, dass man mit dem Anderen in einen Dialog tritt, der Verbindung schafft, erklärt Claudia.

Die Herausforderung bei der Anwendung der Methode ist, dass wir so lange gelernt haben, anders zu kommunizieren. Wir sind es gewohnt, dem anderen Vorhaltungen zu machen, ihm die Schuld zu geben, zu verurteilen und zu bewerten. Mit dieser Form der Kommunikation lernen wir, so zu auf den anderen zuzugehen, dass er unser Problem verstehen kann und man gemeinsam nach einer Lösung suchen kann.

Gewaltfreie Kommunikation als Haltung

GfK ist aber nicht nur eine Kommunikationsform. Wer GfK verinnerlicht, wird auch seine Haltung zu anderen Menschen und zu sich selber verändern.

Oft stellen Menschen fest, dass sie bestimmte Dinge immer wieder erleben. Viele haben als Kind Erlebnisse gehabt, an die sie sich ungern erinnern. Wenn sie dann als Erwachsene in ähnliche Situationen kommen, erleben sie die gleichen schlechten Gefühle wie damals. GfJ kann dabei helfen, das zu hinterfragen und eine neue Sichtweise dazu zu entwickeln.

Auch im Kontakt mit uns selbst ist GfK hilfreich. Wenn wir lernen, mit anderen Menschen wertschätzend zu sprechen, können wir auch mit uns selber freundlicher sein. Es entsteht eine Chance, Empathie für sich selbst zu entwickeln.

Claudia hat diese Haltung längst verinnerlicht und nutzt die GfK rundum: „GfK sorgt für eine große Lebendigkeit, weil es so lebensbejahend ist. Es hat mein Arbeitsleben komplett verändert. Ich spreche auch mit meinen Mitarbeitern und Kunden so. Das funktioniert total gut.“

Auf meine Frage, wem sie GfK empfiehlt, sagt sie: „Jedem! Eltern, Lehrern, Erziehern, einfach jedem. Je mehr Menschen GfK leben, desto einfacher wird der Umgang miteinander.“

In Paarbeziehungen ist es allerdings nicht immer so einfach, weil da oft alte Themen abgearbeitet werden, die beide Partner noch mit sich rumtragen. Aber mit der Haltung der GfK ist es spätestens am nächsten Tag möglich, einen Streit aufzulösen und eine gute, gemeinsame Lösung zu finden.

Wo kann man sich weiter über Gewaltfreie Kommunikation informieren?

Claudia hat eine schöne Website mit allen Infos zu Gewaltfreier Kommunikation. Die findest Du hier.
Im Herbst 2018 wird Claudia wieder 2-tägige Einführungsseminare zur GfK in Ahlen anbieten. Im Anschluss an die Seminare besteht die Möglichkeit, an Übungsabenden teilzunehmen, um die Methode auch im Alltag trainieren zu können.

Außerdem hat Claudia noch ein paar Empfehlungen:

Claudia Moseler

Zum Abschluss

Zum Schluss möchte ich von Claudia noch wissen, ob sie ein Lieblingszitat hat. Auch das kommt natürlich aus der GfK:

Willst Du Recht haben oder glücklich sein? Beides zusammen geht nicht.

Spannend! Ich stelle fest, ich muss mich unbedingt näher mit GfK beschäftigen!

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Vielen Dank an Claudia Moseler für das spannende Interview! <3

Titelbild: Claudia Moseler privat

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