Als ich neulich nach längerer Pause mal wieder meine Yogamatte ausgerollt hatte und eine Runde sanftes Yin Yoga machte, kam mir ein Gedanke, den ich hier mit dir teilen will. Nämlich, wie wertvoll es ist, Heimat im eigenen Körper zu finden.
Was ich bei den sanften Yoga-Formen so liebe: Dieses bewußte Gut-zu-mir-selbst-sein. Einverstanden mit meinem Körper zu sein, egal wie gut er an dem Tag drauf ist.
Im Yoga ist es so, dass wir beobachten und nicht werten, ähnlich wie bei der Meditation. Ich stelle fest „Oh, heute bin ich aber gut beweglich“ oder aber auch „Heute tue ich mich schwer mit dieser Pose.“. Und beides ist okay.
Für mich war das ein großes und wichtiges Learning, meinen Körper einfach nur zu spüren und wahrzunehmen, was ist, ohne zu bewerten oder zu verurteilen. Wie oft machen wir das schon?
Der kritische Blick auf unseren Körper
Häufig bekommt unser Körper nur Aufmerksamkeit, wenn er nicht funktioniert: Wenn er krank ist, nicht leistungsfähig genug (immer diese Leistungs-Sache…), wir bestimmte Körperteile nicht schön finden oder uns im ganzen zu dick oder was auch immer.
Und so beachten wir unser Körper nur sehr mangelorientiert. Was er grad Schlechtes hat oder nicht kann oder wonach er nicht aussieht.
Wie undankbar ist das eigentlich? Unser Körper trägt uns nun schon Jahre durch`s Leben. Er sorgt dafür, dass wir Sauerstoff in unsere Lungen bekommen. Er bemüht sich, das, was wir an Essen in ihn rein schieben, irgendwie in Energie umzuwandeln. Er sorgt dafür, dass wir von A nach B kommen. Und er hält uns am Leben. Denn so viel wir auch sonst mit dem Kopf regeln: Der kommt ohne Körper auch nicht weit.
Dankbarkeit kultivieren
Wie wäre es also mal mit einer ganz anderen Sichtweise: Seien wir doch dankbar, dass wir diesen Körper haben! Dass er uns jeden Morgen wachwerden lässt.
Ist es nicht eigentlich egal, ob wir einen dicken Hintern haben oder Top-Masse? Immerhin HABEN wir einen Hintern, auf dem wir sitzen können. Ich denke gerade an so viele Menschen in meinem Alter, deren Körper nicht mehr mitgemacht hat und die gar nicht mehr unter uns sind.
Wie verschoben ist dieser Anspruch, einen perfekten Körper haben zu wollen? Ist er nicht dann genau richtig, wenn er einfach da ist und uns einigermassen gut leben lässt?
Und dürfen wir nicht auch mal schlapp sein? Wir sind ja keine Maschine, auch wenn unsere Leistungsgesellschaft das irgendwie immer erwartet (und wir gleich mit).
Bedanken wir uns doch lieber bei unserem Körper für all die Momente, wo er uns klaglos dient, üben uns ein wenig in Demut und feiern dieses Wunder!
Unserem Körper eine gute Mutter sein
Wie wäre es, wenn wir statt dem Gemäkel mal versuchen würden, unserem Körper eine gute Mutter zu sein?
Wir könnten ihn dankbar betrachten, für alles, was wir mit ihm erleben dürfen. Und auch dafür, dass er uns die vielen Exzesse – zu wenig Schlaf, zu viel Alkohol und Zucker, zu viel Stress – im Leben weitestgehend verziehen hat.
Ich schlage vor, wir nutzen diesen Impuls mal, um ein kleines bißchen besser für ihn zu sorgen. Ihm vielleicht heute mittag mal eine Ruhepause gönnen. Oder eine sanfte Bewegungseinheit. Was Gesundes zu essen. Mehr Wasser und weniger Alkohol. Oder was auch immer für dich stimmig ist.
Ich würde sagen, ich roll jetzt mal wieder die Yogamatte aus. 😉 Hab einen schönen Tag und sei nett zu deinem Körper! <3
Deine Maike
Guten Morgen liebe Maike,
wie fein, auch heute wieder beim Frühstücks-Espresso deinen Worten folgen zu können 😊.
So wahr, was du schreibst, ich bin da zu 100% bei dir!
Gerade jetzt mit meinem lädierten Fuß merke ich, wie wertvoll jedes einzelne Teil meines Körpers ist und auch, was für ein geniales „Netzwerk“ (mir fällt nichts passenderes ein) der Körper ist…er zeigt mir ganz klar durch seine Signale (Schmerzen), wenn ich zu viel will/wollte.
Gleichzeitig merke ich aber auch, wo mir Kraft fehlt bzw. wie schnell mein Körper „es sich bequem macht“ an Spannkraft/Aufrichtung verliert, allein dadurch, dass ich zur zeit so wenig Bewegung habe. Das hat mich wirklich erschreckt und nun heißt es: ich achte auf meine Haltung beim Sitzen, mache Ausgleichs-/und Kraftübungen (geht ja auch im Sitzen…im Netz wird mir jetzt immer Seniorensport angezeigt 😄).
Denn da brauchen wir uns auch nichts vormachen, je älter wir werden (ich bin 57), desto schneller geht es mit dem Kraftabbau und das wieder fit werden braucht umso länger.
So achte ich jetzt auf eine gute Balance von Regenieren und Mobilisieren…
Hab es fein,
Herzensgruß
von Anke
Oh ja, liebe Anke, ich finde auch, so richtig wird einem all das immer bewusst, wenn es grad mal nicht so gut läuft!
Wie gut, dass Du Alternativen zum Bewegen findest. Man kann ja sonst doch schnell ganz schön einrosten, das kenn ich auch…
Dir weiter gute Besserung und liebe Grüße!
Maike
Ich hatte mir, als mein Mann im Krankenhaus war, mal einen Abend Trash-TV reingezogen über Menschen mit schiefgelaufenen Schönheits-OPs – typischer Fall von „beim Zappen hängen geblieben“. Wahnsinn, was manche ihrem eigentlich gut funktionierenden Körper antun, nur um irgendwelche Ideale zu erfüllen. So wenig ich solche Sendungen sonst mag und anschaue, so sehr würde ich sie jedem empfehlen, der mit seinem Körper nicht zufrieden ist. Wir sollten und viel mehr bewusst machen, was unser Körper leistet und uns überlegen, was wir ihm Gutes tun können, statt gegen ihn zu kämpfen.
Oh, wow, das glaub ich, dass das eine beeindruckende Sendung war! Sowas möchte man ja wirklich nicht erleben…
Über dieses Thema habe ich mir schon länger Gedanken gemacht. Deshalb möchte ich gerne von einem Ereignis erzählen, das meine Einstellung sehr verändert hat.
Vor ca 3 Jahren habe ich in einem Moment des bewussten Wahrnehmens auf einmal meinen Körper wie von einer Beobachterpostion von außen gesehen. Sonst ist man immer ‚innen‘ oder vor einem Spiegel und wertet ihn so oft ab. In diesem Moment habe ich ihn von außen so wirklich RICHTIG gesehen. Mir wurde in diesem Augenblick klar, dass ohne ihn gar nichts läuft. Keine Sinneswahrnehmungen!! Keine liebe Umarmung, kein leckeres Essen schmecken, die Natur nicht sehen oder wahrnehmen können, nicht den Duft einer Blume riechen, den warmen Sommerwind auf der Haut spüren, einem Menschen liebevoll in die Augen schauen, die Vögel singen hören, juchzend vor Freude springen oder einfach nur lachen können. Es gibt so viel mehr…. In diesem Moment habe ich verstanden, dass er unser einziger Freund ist, der von Anfang an, an unser Seite ist und alles mitmacht. Und wenn er kann, kompensiert er auch unser nicht so gutes Umgehen mit ihm.
Danke für deinen Artikel und deine Erinnerung daran!
Ja, genau so ist es. Vielen Dank, dass Du diese Erfahrung mit uns teilst, liebe Diana!