Mehr Zeit für sich zu haben, das ist vermutlich einer der größten Wünsche von vielen Menschen. Und irgendwie lassen Job, Familie und private Verpflichtungen das oft gar nicht so zu. Und so ist oft der späte Abend für viele der erste Moment, wo sie sich das erste mal am Tag Zeit für sich selber nehmen können.
So ging es mir auch lange. Und ich hab gemerkt, dass ich dann so k.o. vom Tag auch nicht mehr besonders von dieser Zeit profitierte. Zumal es auch Zeiten in meinem Leben gab, in denen ich mir die Stunde am Abend eigentlich von meiner Schlafenszeit abgeknapst habe und damit wieder ein anderes Defizit geschaffen habe.
Und daher hab ich mich vor einigen Jahren entschieden, MEINE Zeit an den Anfang des Tages zu legen. Diese eine Stunde ist mittlerweile zu meinem wichtigsten und liebsten Moment des Tages geworden. Warum das so ist, erzähle ich dir heute.
Die besondere Qualität des frühen Morgens
Der frühe Morgen hat für mich eine ganz besondere Qualität. Wir sind im besten Fall ausgeruht von der Nacht und der Tag liegt klar und frisch vor uns.
Wir sind warm und weich aus der Nacht gekommen und die Fliehkräfte der Gesellschaft haben noch keinen Zugriff auf uns. Am frühen Morgen sind wir noch bei uns und können uns selbst nah sein.
Die Natur erwacht mit uns zusammen. Im Frühling und Sommer singen die Vögel und die Sonne geht auf. Die Luft draussen ist frisch und es gibt noch wenig Lärm. Im Winter ist es noch dunkel und vielleicht können wir den Sonnenaufgang bewundern.
Ich finde, dieser besondere Moment am Morgen ist es wert, ihn zu würdigen, ihn zu geniessen und nicht direkt in den wilden Tag zu starten.
Deine Morgenstunde
Was gibt es besseres an Selfcare, als sich zu Tagesbeginn erst mal selbst was Gutes zu gönnen statt das erst zu tun, wenn alle anderen bedient wurden?
Kurz aufstehen, sich ein leckeres Getränk zu holen und dann entweder zurück ins Bett zu gehen oder es sich an einem anderen schönen Ort in deinem Zuhause gemütlich zu machen, wo du erst mal nur mit dir sein kannst.
Mach dir vielleicht erst mal nur ein kleines Licht an oder auch nur eine Kerze.
Du kannst einfach mal nur sein. Sitzen. In Ruhe wach werden und dem Übergang von der Nacht in den Tag nachspüren. Deine Gedanken ziehen lassen.
Vielleicht kannst du rausschauen und die Vögel beobachten. Oder den Himmel und die Wolken, wie sie ziehen. Die Bewegungen der Bäume und Pflanzen draussen ansehen.
Vielleicht willst du auch ein bißchen Bestandsaufnahme machen: Dich fragen, wie geht es mir eigentlich derzeit? Was beschäftigt mich gerade? Wofür bin ich dankbar?
Wenn du magst, kannst du auch was aufschreiben. Ich liebe es ja zu journaln. Also meine Gedanken zu Papier zu bringen. Mir bestimmte Fragen schriftlich zu beantworten und so meine Gedanken zu ordnen. Wenn du das noch nicht ausprobiert hast: Ich hab vor einiger Zeit einen eigenen Artikel darüber geschrieben.
Oder du kannst dir überlegen, wie dein Tag heute werden soll: Worauf freue ich mich heute? Welchen Fokus will ich dem Tag geben? Welches meiner Bedürfnisse soll heute erfüllt werden? Welche Aufgabe ist die wichtigste des Tages? Will ich mir eine stärkende Botschaft mit in den Tag nehmen? Vielleicht sogar: Wie gefallen mir die Termine in meinem Kalender? Freue ich mich drauf oder ist vieles dabei, was mich stresst?
Vielleicht hast du auch Lust, die Zeit dafür zu nutzen, um schöne Pläne für den Monat oder das Jahr zu machen, ein Buch zu lesen oder was auch immer. Vielleicht gibt es Dinge, die du gerne machen würdest, für die dir oft Zeit und Energie fehlen, die aber morgens früh perfekt passen?
Viele Menschen machen auch morgens ihre sogenannte Morgenroutine: Sie springen früh aus dem Bett, machen Sport, meditieren, lesen ein Fachbuch oder ähnliches.
Das ist natürlich völlig okay, wenn es einem entspricht. Ich habe allerdings das Gefühl, dass viele von uns sowieso viel zu viel mit dem Optimieren des eigenen Selbst beschäftigt sind. Also sich einem äußeren Ideal möglichst anzugleichen. Mir hingegen ist es wichtiger, mir Raum dafür zu nehmen, mich selbst mehr zu entdecken und herauszufinden, was ich eigentlich brauche. Also immer mehr ich selbst zu werden, als mich in ein Korsett zu pressen.
Insofern ist meine Idee der Morgenstunde doch was ganz anderes. Schau doch einfach mal, was für dich stimmig ist und was du brauchst.
Meine Morgenstunde
Meine eigene Morgenstunde beginnt im besten Fall irgendwann zwischen 5.30 und 6.00 Uhr. In manchen Phasen werde ich von alleine wach, was ich die beste Lösung finde, weil ich dann offenbar auch ausgeschlafen bin. Manchmal muss ich aber auch nachhelfen und mir einen Wecker stellen. Ich besten Fall pendelt sich mein Schlafrhythmus dann wieder so ein, dass ich abends früher müde bin und dadurch morgens wieder früher wach.
Ich gehe erst kurz ins Bad und hole mir dann einen Kaffee ins Bett. In der dunklen Jahreszeit leuchtet die Lichterkette und ich zünde mir eine Kerze an. So hab ich es sehr gemütlich in meinem Schlafzimmer und schaffe einen guten äußeren Rahmen.
Ich habe diese besondere Zeit des Tages an meinen Biorhythmus angepasst: Ich brauche morgens ein bißchen, um in die Gänge zu kommen und gesprächsfähig zu werden. Daher mag ich es, gemütlich in meinem Tempo in den Tag zu starten.
Meine Morgenstunde nutze ich je nach Lust und Laune z. B. für:
- Auf jeden Fall für den ersten Kaffee des Tages
- Einfach nur sitzen und da sein
- Journaling – Aufschreiben, was in meinem Kopf herumgeistert und was mich grad beschäftigt
- Um mir in den Kalender zu schreiben, was heute oder diese Woche meine Ziele und Aufgaben sind.
- Blog schreiben
- Lesen
Lise liegt dabei fast immer neben mir, was ich sehr geniesse. Manchmal beobachte ich sie, während sie und schläft und träumt und bin einfach nur dankbar, dass sie da ist.
Für mich ist diese Zeit am frühen Morgen mittlerweile die wichtigste des Tages geworden und ich profitiere auf vielen Ebenen davon:
- Ich kann in meinem Tempo in den Tag starten.
- Ich habe Raum und Energie für vieles, wo sonst später der Alltag drüber bügelt.
- Ich habe einen festen Zeitraum für mich, wo ich wirklich Gelegenheit habe, mir und meinen Bedürfnissen näher zu kommen.
- Die Tatsache, dass ich mir diese Zeit gönne und damit Verantwortung für mich und mein Wohlbefinden übernehme, gibt mir viel Sicherheit.
Zeit finden
Wenn du dich jetzt fragst, wie du dir diese Stunde am Morgen leisten kannst, hab ich hier folgende Ideen für dich:
- Schau mal, wie es am besten in deinen Tag passt: Kannst du etwas früher aufstehen oder vielleicht etwas später anfangen zu arbeiten?
- Wenn es zeitlich eng ist, starte vielleicht mit 20 Minuten und versuche dann, die Zeit nach vorne oder hinten auszudehnen.
- Spare an anderen Dingen: Kannst du möglicherweise von deiner Zeit im Bad was abknapsen? Muss es immer das aufwändige Make-up sein? Kannst du vielleicht abends statt morgens duschen? Kannst du dir abends schon deine Kleidung rauslegen oder Brote vorbereiten? Ist dein Kind vielleicht alt genug, um bestimmte Dinge nun selber zu erledigen? Kannst du den Weg zur Arbeit mit dem Rad statt zu Fuss machen? Oder ist die Bahn schneller als das Auto? Alternativ könnte es vielleicht auch ein Anstoss sein, deine Arbeitszeit minimal zu reduzieren, um dir diese Zeit für dich gönnen zu können?
- Die Schlafenszeiten vorzuziehen. Also: Früher ins Bett gehen (Frag dich, ob die Zeit nach 22 Uhr vor dem TV dir wirklich Qualitätszeit liefert.) und dafür den Wecker früher stellen.
- Und falls das alles bei dir gar nicht passt, dann prüfe doch mal, ob es nicht an anderer Stelle des Tages einen Moment gibt, den du nur für dich widmen kannst. Vielleicht in der Mittagspause oder direkt nach der Arbeit.
Jetzt bin ich gespannt: Wie sieht es bei dir aus mit deiner Me-Time? Nimmst du dir auch am Morgen Zeit für dich? Oder sieht das bei dir ganz anders aus? Wie hast du dir Zeit für dich gesichert? Oder woran struggelst du noch? Schreib mir das doch gerne in die Kommentare. So können wir gemeinsam weitere Ideen und Möglichkeiten sammeln!