Die Kraft des Journalings

Der schönste Moment des Tages ist für mich, wenn ich morgens mit meinem Kaffee im Bett sitze und in mein Journal schreibe. Auf der Kommode brennt eine Kerze und ich geniesse diese Zeit, die nur mir gehört.
Das Schreiben tut mir so gut, denn ich kann – bevor der Tag an mir zerrt – damit meine Gedanken sortieren.

Ein kurzer Hinweis: In meinen Artikeln verlinke ich dir vieles, damit du es bei Interesse schnell und komfortabel finden kannst. Die Links mit einem *Sternchen dahinter sind sogenannte Affiliate-Links. Das heißt, wenn du darüber etwas kaufst, bekomme ich eine kleine Provision. Für dich bleibt der Preis aber gleich.

Handschrift

Schon immer habe ich gerne handschriftlich geschrieben. Zwischendurch war ich als digital-affiner Mensch dann auf die Apps vom iPhone umgestiegen und habe alles, was es zu notieren gab, dort über die Tastatur notiert. Das galt sowohl für meine Termine, für diverse Listen als auch für Gedanken. Das war ganz praktisch, weil ich so immer alle Informationen dabei hatte.
Aber irgendwie fühlte ich mich damit merkwürdig abgetrennt. Alles, was ich aufschrieb war so wenig greifbar und es versteckte sich immer hinter all den anderen Verlockungen, die diese technischen Geräte so bieten.
Ausserdem fehlte mir das haptische am Schreiben. Ich habe daraufhin auch noch mal die Variante mit der digitalen Notizbuch-App GoodNotes versucht, in die man mit dem Apple Pencil schreiben kann.
Aber auch das fühlt sich nicht wirklich besser an. Daher bin ich irgendwann zurückgewechselt zum Papierkalender (hier hab ich dazu ausführlich berichtet) und zu echten Notizbüchern aus Papier.

Ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass ich mit handschriftliche Aufzeichnungen näher an mein Inneres komme. In meinem Kopf bewegt sich beim handschriftlichen Schreiben auch viel mehr, als wenn ich tippe. Ich begreife viele Zusammenhänge beim Schreiben plötzlich; mir werden Dinge klarer. Vielleicht hat das damit zu tun, dass sich die Geschwindigkeit der Gedanken der Handschrift anpassen muss. Und sicher auch, weil diffuse Gedanken und Gefühle plötzlich in Worte gefasst werden müssen. Ich würde jedenfalls sagen, mir hat das Schreiben mit der Hand dabei geholfen, mich selber besser zu erkennen und wieder mehr bei mir selber anzudocken.

Hinzu kommt, dass das, was ich händisch notiere, mir mehr im Gedächtnis bleibt. Denn etwas auf Papier niederzuschreiben, macht es irgendwie wahrer und greifbarer.

Und was ich zuletzt auch wichtig finde: Das Zu-Papier-bringen unterstützt mich dabei, Ideen tatsächlich umzusetzen. Weil meine Aufzeichnungen mir da als Anker dienen, die mir immer wieder helfen, mich zu fokussieren.

Was ist Journaling?

Und so bin ich irgendwann auch zum Journaling gekommen. Was ist das genau? Ich versuche mich mal mit einer Erklärung:

Für mich unterscheidet sich das Journal vom Tagebuch. In das Tagebuch habe ich als Jugendliche reingeschrieben, was so an dem Tag passiert ist.
Im Journal hingegen schreibe ich auf, was mir gerade durch den Kopf geht: Fragen, die sich mir grad stellen, Pläne, Gedanken und Gefühle versuche ich handschriftlich im Kopf zu bewegen. Oder ich beantworte inspirierende Fragen schriftlich in meinem Journal.

Die Kraft des Journaling

Zunächst mal finde ich es total wertvoll, dass wir uns beim Journaln die Zeit nehmen, in uns hineinzuhorchen. Dass wir dem, was uns im innersten bewegt, Raum verschaffen. Im Alltag sind wir so viel im Aussen und unsere Gedanken sind meist mit dem beschäftigt, was zu tun ist oder was andere von uns erwarten. Das Journaln gibt uns Zeit und Gelegenheit, mit dem in Kontakt zu kommen, was in uns los ist und was über Tag von dem ganzen Lärm da draussen überstimmt wird.
Unser innerer Kritiker bleibt aussen vor. Die Texte sind nur für uns selbst; es geht gar nicht um schlaue Sätze oder eine schöne Handschrift. Die eigenen Gedanken fliessen lassen zu können und in Worten zu sortieren bringt stattdessen unser Innerstes in Schwingung.

Und spannend ist, was so beim Aufschreiben passiert. Ich bin oft überrascht, wie sich Themen entwickeln, wenn der Stift über das Papier gleitet. Häufig ergeben sich ganz neue Sichtweisen und ich finde Lösungen zu Fragen, die sich durch reines Drübernachdenken nicht ergeben hätten.
Mein Eindruck ist, dass sich durch das Schreiben mit einem echten Stift auf Papier im Kopf gedanklich noch mal vieles auf den Weg macht. Es ist ein bißchen wie ein Dialog mit mir selbst, bei dem im besten Fall ganz neue Aspekte in Erscheinung treten. Dazu trägt sicher auch bei, dass die Gedanken, die oft so wirr um Kopf herumschwirren, beim Schreiben kanalisiert werden müssen.

In uns ist ein heiliger Raum, in dem wir der Macht der Welt entzogen sind. Und dieses Heilige in uns ist immer auch das Heilende und Heilsame.

Pater Anselm Grün

Ich merke, durch das regelmässige Schreiben bin ich viel mehr mit mir selbst verbunden. Ich nehme auch über Tag mehr wahr und erkenne Zusammenhänge viel eher. Zum Beispiel merke ich viel schneller, wenn ich mich vom Alltag grad in eine Falle locken lasse, weil ich mich ein paar Tage zuvor im Journal mit dem entsprechenden Thema beschäftigt habe.

Inspirationen zum Schreiben

An manchen Tagen weiß ich direkt, worüber ich schreiben will. Dann fange ich einfach an und notiere, was mir durch den Kopf geht. Ich lasse mich dann treiben und schreibe nieder, was da an Gedanken so raus will.

Manchmal brauche ich aber auch Impulse, um was zu Papier bringen zu können. Gerade zu Beginn, wenn man mit dem Journaling anfängt, hilft es möglicherweise, ein wenig Struktur oder Anregung zu haben .

Da gibt es jede Menge Möglichkeiten. Meine Ideen dazu sind:

  • Im täglichen Newsletter „Seelenfutter“ von Barfuß + Wild gibt es jeden Morgen gegen 6 Uhr einen Impuls und eine Frage für`s Journal. Alternativ kannst du auch sein Buch „Seelenfutter – 365 mal das Leben spüren“ kaufen (z. B. bei Amazon* Thalia* oder bei geniallokal*). Darin finden sich für jeden Tag im Jahr entsprechende Inspirationen.
  • Das Buch “Stille“ von Bodo Janssen enthält wertvolle Impulse für den jeweiligen Monat. (Du kannst es z. B. bei Amazon*, Thalia*, geniallokal* oder auch gebraucht bei Medimops* kaufen.)
  • Du schreibst jeden Abend in dein Journal, wofür du heute dankbar bist.
  • Die Boxen von „Dein Wortschatz“ enthalten wundervolle Texte mit schönen Inspirationen. Es geht darin ums kreative Schreiben, aber eigentlich auch darum, die eigene Persönlichkeit zu ergründen. Es gibt vier Boxen, eine für jede Jahreszeit.
  • Du kannst meinen Newsletter abonnieren und meinen Gedanken der Woche zum Journaln nutzen.
  • Wenn du gerne zeichnest oder malst, kannst du auch eine Kladde mit dickerem Papier nutzen und deine täglichen Gedanken mit einer Zeichnung ergänzen.
  • Du kannst das Journal auch dafür nutzen, um gute Pläne für die Zukunft zu machen. Z. B. zu Jahresbeginn zu überlegen, was du in diesem Jahr schönes erleben oder was du lernen willst. Das geht natürlich auch für den kommenden Monat.
  • Oder du schreibst morgens auf, was du an diesem Tag selber beitragen willst, um den Tag für dich zu einem guten zu machen.
  • Manche schreiben auch sogenannte “Morgenseiten“: Dazu schreibt man etwa drei DIN A4 Seiten voll. Man schreibt einfach los und füllt das Papier mit den Gedanken, die man im Kopf hat, ohne abzusetzen. Zu den Morgenseiten findest du auch viele Texte im Netz; einfach mal bei Ecosia googeln.
  • Eine schöne Variante des Journaling ist auch das Bullet Journal vom Erfinder Ryder Caroll. Erste (englischsprachige) Infos dazu findest du hier. Sehr Empfehlenswert ist auch sein Buch „Die Bullet Journal Methode“. (Hier bei Amazon* oder geniallokal*)
  • Wenn Dir das freie Schreiben noch nicht so zusagt, kannst du auch mit vorgefertigten Büchern starten, in denen du jeden Morgen und Abend jeweils drei Fragen beantwortest. Da kann ich dir z. B. das „6-Minuten-Tagebuch“(Amazon* oder geniallokal*) oder auch das „Klarheit Journal“ (bei Amazon*) empfehlen.

Ich selber habe vieles ausprobiert. Mittlerweile nutze ich eine leere Kladde, in die ich das schreibe, was grad dran ist. Das sieht jeden Tag etwas anders aus. Oft sind es Themen, die mich beschäftigen.
Manchmal ergänze ich das mit Impulsen von aussen, wie z. B. den täglichen Anregungen aus dem Seelenfutter. Eine Zeitlang habe ich auch morgens und abends je drei Fragen beantwortet, die ich mir selber zusammengestellt habe und die ich auf eine Postkarte geschrieben habe, die als Lesezeichen immer dem Heft beiliegt. So bin ich völlig frei, muss aber die Fragen nicht immer neu aufschreiben.

Interessant finde ich auch, dass das, was mich grad bewegt, irgendwie immer seinen Weg findet. Dass ein Impuls mich doch dahin führt, wo es grad Sinn macht für mich. Auch, wenn ich erst denke, dass diese Frage gar nichts mit meiner aktuellen Situation zu tun hat, passt es im Nachhinein immer total gut.

Ritual Journaling

Ich kann dich nur ermuntern, das mit dem Journaling mal auszuprobieren. Suche dir eine ruhige Gelegenheit am Tag. Vielleicht am Morgen, bevor der Trubel losgeht oder auch am Abend vor dem Zubettgehen, nachmittags nach der Arbeit oder wann auch immer du 15-30 ruhige Minuten für dich erübrigen kannst. Eine Freundin geht z. B. immer mal wieder nach der Arbeit auf einen Tee ins Café und schreibt dort. Das finde ich auch ein wunderschönes Ritual.

Weitere Tipps

Podcast-Folgen

  • Barfuß + Wild, Folge “Was kreatives Schreiben, Journaling & Co. bewirken können“: Eine schöne und inspirierende Podcast-Folge zu diesem Thema gab es vor einiger Zeit bei “Barfuß + Wild“. Jan ist da in Folge #43 im Gespräch mit der freien Autorin und Coachin für kreatives Schreiben Hanna Buiting. >>> Barfuß + Wild Podcast
  • Der 7Mind-Podcast, Folge „Persönliche Entwicklung: 5 Journaling Methoden“. Rene Träder, der Gastgeber des Podcasts, stellt hier in 23 Minuten 5 verschiedene Versionen vor, zu journaln. >>> 7Mind-Podcast (Folge vom 8. März 2020)
  • Flow-Chefredakteurin Sinja Schütte und Psychologe und Meditationsforscher Dr. Boris Bornemann sprechen in „Verstehen, fühlen, glücklich sein“, Folge 116, darüber wie Schreiben der Weg zu uns selbst sein kann.

Notizbücher

Ich kaufe meine Notizbücher gerne von Cedon*, Leuchtturm1917* oder bei Nuuna* (von Nuuna ist auch das Notizbuch vom Titelbild). Die Cedon-Bücher finde ich hübsch und preiswert, bei Leuchtturm mag ich das Papier und den festen Einband so gerne und die Nuuna-Bücher sind einfach cool gestaltet (aber auch am teuersten).
Ich mag es, meinen innersten Gedanken in einer schönen Kladde mit hochwertigem Papier ein Zuhause zu geben. Letztlich ist es aber egal, welches Notizbuch du nutzt. Fang einfach an!

Wie stehst du zum Thema Journaling? Und hast du vielleicht noch weitere Ideen, wo wir Impulse finden können? Dann freu ich mich über deinen Kommentar!

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*Bei den Links mit dem Sternchen handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links zu den jeweiligen Onlineshops. Das heißt, wenn du dort etwas kaufst, bekomme ich eine kleine Provision. Für dich bleibt der Preise aber gleich.

2 Kommentare

  1. Oh, wie schön, da sind noch neue Impulse für mich dabei! Vielen Dank Maike!
    Kann ich nur bestätigen, das es sehr gut tut, wenn ich mich sortiere, indem ich meine Gedanken niederschreibe. Ich habe mit dem Bullet Journal angefangen, weil ich gern kreativ bin, und habe das 6-Minuten-Tagebuch. Mal male ich, oder gestalte Collagen, oder und schreibe meine Gedanken nieder. Da wird der Kopf oft freier und ich kann bestimmte Gedanken auch loslassen, in dem ich sie verarbeite!
    Spannend, dann mal wieder drin zu blättern.

    • Wie schön, dass Du ein paar Impulse gefunden hast, Natàlia! Mir ist das Malen grad etwas abhanden gekommen. Aber mal sehen, vielleicht kommt das ja auch demnächst wieder. 🙂
      Dir viel Spaß weiterhin und liebe Grüße!
      Maike

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